85 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich
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III. Der Blick in die Welt - Internationales
Zum Beispiel: Frankreich
Simone de Beauvoir
Symbolfiguren ohne Rechte: Frauenwahlrecht in Frankreich


Foto: Simone de Beauvoir (1908 Paris - 1986 Paris)

Die Geschichte des Kampfes um politische Rechte in Frankreich weist ein markantes Ereignis auf: die Französische Revolution. Die "Marianne" wurde zum Symbol des Aufstandes der breiten Bevölkerung gegen die Herrschenden und ziert heute die französischen Münzen. In der Realität waren Frauen als Mitstreiterinnen den Revolutionären zwar willkommen, blieben aber von den Menschen- und Bürgerrechten ausgeschlossen. Olympe de Gouges formulierte 1792 die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“. Sie argumentierte darin, dass den Frauen, wenn sie dazu verurteilt werden können, durch die Guillotine zu sterben, auch das Recht zustehe, politische Entscheidungen mittragen zu dürfen. Ein Jahr später wurde sie selbst hingerichtet, ihre Schriften fielen für lange Zeit der Vergessenheit anheim.
Im Frankreich des 19. Jahrhunderts waren einzelne Frauen wegen ihrer Intelligenz und ihres Charmes durchaus geschätzt. Man traf sich in ihren Salons, und indirekt nahmen sie auch am öffentlichen Leben teil.
Nach 1848 entstand eine Frauenrechtsbewegung, die vom Bürgertum getragen wurde. Allerdings gab es weder eine einheitliche Linie der verschiedenen Gruppen noch radikales und kämpferisches Engagement – die Frauen versuchten, die weiblichen Rollenbilder weiter zu erfüllen und konzentrierten sich auf einzelne Probleme wie etwa die Einführung der Schulpflicht für Mädchen. Nur wenige wie z. B. die Frauenrechtlerin Hubertine Auclert konnten die Bedeutung des Wahlrechts für Frauen richtig einschätzen. Nur mit dem Wahlrecht konnten sie sich auf politischer Ebene wirksam für ihre Rechte einsetzen und ihre Lebensverhältnisse mitentscheiden.
Auch im 20. Jahrhundert scheiterten Gesetzesvorlagen für das Frauenwahlrecht mehrmals am Widerstand der Abgeordneten. Die konservativeren Franzosen fürchteten, dass der Besitz politischer Rechte den Frauen ihren "Charme" nehmen würde, und hielten die Frauen auch nicht für fähig zu politischen Entscheidungen. Auch für die sozialistischen Parteien war das Frauenwahlrecht zweitrangig.
Während des zweiten Weltkrieges engagierten sich zahlreiche Frauen in der Resistance. Viele weibliche Intellektuelle, wie z. B. Simone de Beauvoir, studierten, verdienten ihr eigenes Geld und führten ein selbstbestimmtes Leben. 1944 erhielten die Frauen das Wahlrecht. Dies lag eher am politischen Kalkül de Gaulles, der in der algerischen Exilregierung seine Macht absicherte, indem er das Vertrauen des alliierten demokratischen Lagers durch die politische Integration der Frauen gewinnen wollte.