Prager, Olga
1872 - 1930
- Biographie:
- Prager Olga, Malerin. * Wien, 11. 3. 1872; + Wien, 26. 4. 1930. Stud. u. a. bei Seligmann; war bes. für Porträts begabt. Zu ihren besten Arbeiten gehören die zahlreichen Einzelstud. zu ihren Gruppenporträts. Ihrer Initiative ist 1897 die Gründung der Kunstschule für Frauen und Mädchen (später Wr. Frauen-Akad. Schule für freie und angewandte Kunst) zu danken. P. hatte vor dem Ersten Weltkrieg auch große Erfolge in den USA.
(aus: ÖBL)
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"Olga Prager +.
Am 26. d., abends, ist hier die Malerin Olga Prager plötzlich gestorben. Ihre großen Gruppenporträts des Wiener medizinischen Professorenkollegiums (1908) und der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften haben ihr seinerzeit einen Namen gemacht. Die zahlreichen Einzelstudien der Köpfe zu diesen Bildern, teils in Kohle, teils in brauner Farbe, gehören zu ihren besten Leistungen und befinden sich fast durchwegs im Besitz der Familien der Dargestellten. Ihre letzten Arbeiten waren Porträts der Frau Devrient-Reinhold (Burgtheatergalerie) und des Hofrates Wettstein.
Im Jahre 1897 hat sie die Anregung zur Gründung einer öffentlichen Kunstschule für Frauen und Mädchen gegeben, einer Institution, die damals ganz neu war; Frauen, die sich in Malerei, Graphik oder Bildhauerei ausbilden wollten, waren bis dahin gezwungen, Privatunterricht zu nehmen. So ist also die unter obigem Titel bekannt gewordene Schule entstanden, die rasch aufblühte und seit etwa einem Dezennium durch Anfügung akademischer Klassen und Uebernahme der Hauptlehrer als Professoren in den Staatsdienst als "Wiener Frauenakademie" zu einer vorbildlichen Anstalt mit 17 Lehrkräften und jährlich etwa 300 Schülerinnen geworden ist.
Anläßlich des 30jährigen Bestandes der Schule ist der Gründerin das silberne Ehrenzeichen der Republik verliehen worden. Auch sonst ist sie für ihr künstlerisches und humanitäres Wirken verschiedentlich ausgezeichnet worden, so vom Roten Kreuz für die Leitung eines Beschäftigungskurses für 200 Kriegsverwundete usw. In den letzten Jahren, auch körperlich leidend, hat sie, wie fast alle ihre Berufsgenossinnen, schwer zu kämpfen gehabt."
(Nachruf aus: Neue Freie Presse, 28. April 1930, S. 5)
- Unerwartet ist am 26. April Olga Prager, eine der geschätztesten Wiener Malerinnen, einem Herzschlag erlegen. Mit ihr geht eine Künstlerin dahin, die sich stets nicht nur durch ernsthaftesten Kunstwillen auszeichnete, sondern auch durch ursprüngliche starke Begabung und eine anziehende persönliche Note.
Olga Prager entstammte einer Wiener Bürgerfamilie. Schon in jungen Jahren wandte sie sich der Malerei zu, obwohl damals der künstlerischen Ausbildung der Frauen Schranken gesetzt waren, da die Akademie der bildenden Künste ihre Tore dem weiblichen Geschlechte noch nicht eröffnet hatte. Doch Olga Prager ließ sich durch keinen Widerstand beirren. Sie lernte eifrig, u. a. auch bei Professor A. F. Seligmann, und bald zeigte sie, wie befähigt sie war, ihren eigenen Weg zu gehen. Eine große Anzahl von Bildern kennzeichnet ihre künstlerische Entwicklung. Auf der Höhe ihres Schaffens angelangt, wurde ihr Name durch zwei Meisterwerke weitesten Kreisen bekannt: durch das eine Sitzung des Wiener Universitätsprofessoren-Kollegiums darstellende Bild, das vom Unterrichtsministerium angekauft, das Dekanat der Universität ziert, und durch das Bild, das eine Sitzung der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften wiedergibt, an der Erzherzog Rainer und Ministerpräsident Dr. Körber teilgenommen haben. Dieses Bild hat seinen Platz im Sitzungssaal der alten Universität gefunden. Von Hofrat Professor Schauta beauftragt, hat Olga Prager in einer Reihe von Bildern historische Winkel des alten Krankenhauses konterfeit. Vor dem Kriege erntete sie in Amerika, wohin bedeutungsvolle Aufträge sie riefen, große Erfolge. Sie sollte auch den Präsidenten der Vereinigten Staaten malen, doch konnte sie diesem ehrenvollen Rufe nicht mehr Folge leisten, weil der inzwischen ausgebrochene Weltkrieg sie an einer neuen Amerikareise hinderte. Seither hat sie viele Wiener Persönlichkeiten in vortrefflichen Porträts festgehalten, darunter Männer der Wissenschaft, wie z. B. Professor Dr. Wettstein. Die letzte Freude wurde ihr zuteil, als das von ihr gemalte Porträt der Burgschauspielerin Babette Devrient-Reinhold in die Ehrengalerie des Burgtheaters eingereiht wurde.
Den unvergänglichen Dank der kunstbeflissenen weiblichen Jugend hat Olga Prager sich erworben, weil sie es war, die auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen, die ihr bewiesen, wie schwer kunstbegabten Frauen das Lernen gemacht wurde, die Initiative zur Gründung der "Kunstschule für Frauen und Mädchen" gegeben hat, in der - sie heißt jetzt "Wiener Frauenakademie und Schule für freie und angewandte Kunst" - tausende Mädchen zu künstlerisch und kunstgewerblich Schaffenden herangebildet wurden. (...)
(Nachruf aus: Die Österreicherin, III. Jg., Nr. 5, 1. Mai 1930, S. 8)
- Sekundärliteratur:
- Deutschlands Österreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild. 1. Ausg. - Leipzig-Gohlis, Volger 1908
Signatur: 666569-C.Por
Letztes Update: 4. September 2006