Home Ariadne Home Ariadne

zurück   hinauf   vor

NewsLetter 83: Frauen- & Geschlechtergeschichte

 
Altenstraßer, Christina: Handlungsspielraum Denunzation : Alltag, Geschlecht und Denunziation im ländlichen Oberdonau 1938 bis 1945. - München : m-press, 2005.
Signatur: 1815101-B.Neu
Denunziation wird gemeinhin als ein vorwiegend von Frauen genutztes und herrschaftsstabilisierendes Moment der nationalsozialistischen Diktatur begriffen. Die vorliegende Arbeit versteht Denunziation nicht nur als staatliches Terrorinstrument, sondern auch als konstitutiven Teil alltäglicher sozialer Beziehungen von Männern und Frauen. Anhand eines regionalen Beispiels aus dem ländlichen Oberdonau werden die vielfältigen und ambivalenten Praktiken denunziatorischen Handelns hinsichtlich ihrer geschlechtsspezifischen Dimensionen analysiert und in ihren lokalen Kontext eingebettet.

"Auch Du gehörst dem Führer" : die Geschichte des Bundes Deutscher Mädel (BDM) in Quellen und Dokumenten / Gisela Miller-Kipp (Hrsg.). - 2., durchges. Aufl. - Weinheim [u.a.] : Juventa, 2002.
Signatur: 1815039-B.Neu
Der BDM war die andere Hälfte der Hitler-Jugend. Er erfasste die weibliche Jugend vom 10. bis zum 18. Lebensjahr und bot ihr zum ersten Mal in der Geschichte der Frauen und Mädchen in Deutschland ein öffentlich anerkanntes außerhäusliches Jugendleben. Und er etablierte eine Vorstellung vom "deutschen Mädel", die über 1945 hinaus bis in die 70er Jahre gesellschaftlich wirksam war. Das macht den BDM ebenso interessant für die historische Jugend- und Frauenforschung wie für die Erziehungs- Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte des "Dritten Reiches". Mit diesem Band wir die erste umfassende Quellenedition zum BDM vorgelegt.

Ehrenschwendtner, Marie-Luise: Die Bildung der Dominikanerinnen in Süddeutschland vom 13. bis 15. Jahrhundert. - Stuttgart : Steiner, 2004. - (Contubernium ; 60)
Signatur: 1087319-B.Neu-Per.60
Die süddeutschen Dominikanerinnen sind als Autorinnen mystischer Texte seit mehr als einem Jahrhundert Gegenstand frommen Interesses und theologischer und germanistischer Forschung. Diese Studie untersucht das breite Spektrum von Einflüssen, welche die Schwestern lebenslang über alle Bereiche des klösterlichen Lebens aufnahmen und die grundsätzlich im Dienste ihres Weges der Imitatio Christi nach Maßgabe der Ordenssatzungen standen. Obwohl dabei alles um die lateinische Liturgie als zentrum kreiste, war die Bildung der Schwestern weitgehend von der Volkssprache geprägt. Die Analyse zahlreicher zeitgenössischer Quellen aus verschiedenen Bereichen ermöglicht eine Darstellung des Prozesses klösterlicher Bildung auf dem Hintergrund von Lebenswelt und Spiritualität.

Garconnes à la mode im Berlin und Paris der zwanziger Jahre / hrsg. von Stephanie Bung und Margarete Zimmermann. - Göttingen : Wallstein, 2006. - (Querelles : Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung ; 11)
Signatur: 1469068-B.Neu-Per.11       Inhalt
Ob Paris oder Berlin - die Großstadt der zwanziger Jahre gilt als Inbegriff einer in Bewegung geratenen Gesellschaftsordnung. Ihr Symbol ist weiblich: Die "Garconne" ist zugleich ein Kleidungsstil und ein Lebensgefühl, ein Kristallisationspunkt von Ängsten und Hoffnungen. Sie spiegelt die Verschiebung der Geschlechtergrenzen wider, zwischen denen die moderne Frau, aber auch Künstler und Künstlerinnen der Moderne sich neue Spielräume erobern. Selten war man sich der Mode und ihrer Bedeutung als Zeichensystem so deutlich bewusst. Dabei ist die Kleidung sowohl eine konkrete körperliche Erfahrung als auch eine Metapher für den befreiten Geist. Sie steht für eine intime Verbindung von Alltag und Kunst, von Existenz und Philosophie, von Freiheit und Notwendigkeit. Die Mode ist somit Ausdruck neuer Vorstellungen und Möglichkeiten, die sie zugleich einfordert. Die Themenschwerpunkte in diesem Band reichen von Mode und Alltagskultur über Modezeichnung, Modephotographie und Modezeitschriften bis hin zur Mode in Kunst und Literatur.

Herrn, Rainer: Schnittmuster des Geschlechts : Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft. - Gießen : Psychosozial-Verlag, 2005. - (Beiträge zur Sexualforschung ; 85)
Signatur: 858351-B.Neu-Per.85
Für seinen wissenschafts- und sozialgeschichtlichen Diskurs über die Transvestiten und Transsexuellen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sichtete der Autor weitgehend unbekanntes Archiv- und Bildmaterial. Bereits zu diesem Zeitpunkt kämpften die Transvestiten um juristische und gesellschaftliche Anerkennung und ihre Abgrenzung gegenüber den Homosexuellen. Ab 1912 kamen die ersten Frau-zu-Mann und ab 1920 auch Mann-zu-Frau-Umwandlungen auf - die ersten Versuche, die eigene physische Erscheinung mit der empfundenen Geschlechterzugehörigkeit in Einklang zu bringen. Operative Geschlechtsumwandlungen werden ebenso thematisiert wie die Entwicklung des Instituts für Sexualwissenschaft und das Wirken von Magnus Hirschfeld, einem Begründer der deutschen Sexualreformbewegung und Vordenker der Homosexuellen-Organisation.

Hurlburt, Holly S.: The dogaressa of Venice, 1200-1500 : wife and icon. - Basingstoke [u.a.] : Palgrave MacMillan, 2006. - (The new middle ages)
Signatur: 1806089-B.Neu
"Dogaressa" war der Titel, der im spätmittelalterlichen Venedig der Frau des Dogen verliehen wurde. Die Untersuchung widmet sich diesen Frauen, ihrer öffentlichen Identität und den Grenzen, die ihnen auferlegt wurden in einer Zeit, da sich Venedig zu einer internationalen wirtschaftlichen und politischen Macht entwickelte. Es bedeutete für die Partnerinnen der Dogen eine spezielle Herausforderung, mit dem besonderen und männlich dominierten politischen System dieser Stadt zu interagieren und auf diese Weise in einem Spannungsfeld zwischen Staat, Familie und Geschlecht zu existieren.

Lehnert, Esther: Die Beteiligung von Fürsorgerinnen an der Bildung und Umsetzung der Kategorie "minderwertig" im Nationalsozialismus : öffentliche Fürsorgerinnen in Berlin und Hamburg im Spannungsfeld von Auslese und "Ausmerze". - Frankfurt am Main : Mabuse-Verlag, 2003.
Signatur: 1814935-B.Neu
Das Thema "Beteiligung von Fürsorgerinnen im Nationalsozialismus" war über einen sehr langen Zeitraum sowohl für die Wissenschaft als auch für die interessierte Öffentlichkeit von marginalem Interesse. Soziale Arbeit wurde als "unpolitisches Helfen" wahrgenommen und den Tätigkeiten von Frauen grundsätzlich wenig Beachtung geschenkt. Dabei haben sich die damaligen Fürsorgerinnen aktiv sowohl an der Umsetzung als auch an der ideologischen Bildung der Kategorie "minderwertig" beteiligt und ihren Platz im System der öffentlichen Fürsorge im Spannungsfeld zwischen Auslese und "Ausmerze" unhinterfragt eingenommen. Die Tätigkeiten der Fürsorgerinnen hatten für die von ihnen als "minderwertig" kategorisierten Menschen lebensbedrohliche oder lebenslange Folgen. Vor dem Hintergrund der Analyse umfangreichen Quellenmaterials stellt die Autorin die Handlungsspielräume der Fürsorgerinnen heraus und beleuchtet gängige nationalsozialistische fürsorgerische Praktiken, wie z. B. Zwangssterilisation und dauerhafter Freiheitsentzug als Teil fürsorgerischen Alltags.

Stephan, Inge: Medea : multimediale Karriere einer mythologischen Figur. - Köln [u.a.] : Böhlau, 2006.
Signatur: 1815109-B.Neu
Die Faszination der antiken Mythen ist bis heute ungebrochen. Zu diesen Mythen zählt auch Medea, um die sich als Mörderin des Bruders, des Onkels, der Nebenbuhlerin und der beiden Kinder eine Aura aus Schrecken und Faszination gebildet hat. Als leidenschaftlich Liebende und verlassene Frau, als mörderische Schwester und Mutter, als heilkundige Zauberin und todbringende Giftmischerin ist Medea über Jahrhunderte hinweg eine ambivalente Bezugsfigur gewesen, die wegen ihres Gewaltpotentials bis weit ins 20. Jahrhundert mit einem Tabu belegt war bzw. gerade deswegen als Figur der Überschreitung in politischen Konfliktsituationen in der Gegenwart emphatisch aufgerufen wird. Das Buch von Inge Stephan stellt sich all diesen Widersprüchen und Ambivalenzen, ohne sie vorschnell einzuebnen oder harmonieren zu wollen. Dabei greift die Autorin über den Kanon der literarischen Texte von Euripides über Grillparzer bis Christa Wolf entschieden hinaus, indem sie auch Werke der bildenden Kunst und Musik sowie erstmals Medea-Filme in ihre Untersuchung einbezieht.

Streubel, Christiane: Radikale Nationalistinnen : Agitation und Programmatik rechter Frauen in der Weimarer Republik. - Frankfurt [u.a.] : Campus, 2006. - (Reihe Geschichte und Geschlechter ; 55)
Signatur: 1392373-B.Neu-Per.55
Der radikale Nationalismus begeisterte in der Weimarer Republik Millionen von Menschen. Die Schriften männlicher Ideologen dieser Richtung wurden zu Bestsellern der Epoche. Christiane Streubel zeigt, dass nach 1918 auch weibliche Publizisten auf den Plan traten, um die Ziele des radikalen Nationalismus zu propagieren. In ihrem Streben nach Macht für die "Besten beider Geschlechter" erwiesen sie sich als Feministinnen des rechten Spektrums. Christiane Streubel geht der Faszination dieser Frauen für die deutschnationale Ideologie nach und schildert zugleich ihr Ringen darum, in der politischen Welt überhaupt gehört zu werden.

Tutunzisz, Gabriella: Hexenvorstellungen im ungarischen Volksglauben. - Hamburg : Kovac, 2005. - (Schriften zur Kulturwissenschaft ; 61)
Signatur: 1807698-B.Neu
Die große Welle der europäischen Hexenverfolgung erreichte ihr östliches Randgebiet, den ungarischen Sprachraum, zeitlich versetzt und verlief milder als in Westeuropa. Die westliche dämonologische Hexenlehre gelangte dadurch langsamer in den ungarischen Hexenglauben und prägte ihn nicht wesentlich. Dieser bewahrte eine Vielfalt archaischer Elemente und kann aus einem vorchristlichen, vom eurasischen Schamanismus geprägten Weltbild hergeleitet werden, weist aber auch zahlreiche Merkmale auf, die in der europäischen Tradition wurzeln. Die vorliegende Arbeit vermittelt anhand der ungarischen Fachliteratur einen Gesamtüberblick über die traditionellen Hexenvorstellungen im ungarischen Sprachraum und liefert somit einen ersten zusammenfassenden Beitrag zu diesem Themenkomplex in deutscher Sprache.

Walgenbach, Katharina: "Die weiße Frau als Trägerin deutscher Kultur" : koloniale Diskurse über Gschlecht, "Rasse" und Klasse im Kaiserreich. - Frankfurt [u.a.] : Campus Verlag, 2005. - (Campus Forschung ; 891)
Signatur: 1814740-B.Neu
Katharina Walgenbach überträgt die angloamerikanische Debatte der kritischen Whiteness Studies auf den deutschen Kontext. Dafür untersucht sie Diskurse des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Sie stellt dar, wie die Frauen sich nicht mehr nur als weiblich sowie als bürgerlich oder adelig definierten, sondern auch als weiß. Auf diese Weise zeigt sie, wie weiße Identität im Kontext des Kolonialismus konstruiert wurde.

Weigold, Hermann: "und den Nächsten lieben wie dich selbst" : Maßnahmen zur Linderung und Behebung der leiblichen und seelischen Armut in Wien im 19. Jahrhundert bis 1918. - Frankfurt/Main [u.a.] : Lang, 2006.
Signatur: 1814073-B.Neu
Der Autor beschreibt die Existenz- und Bildungsnot in den Wiener Vorstädten im "langen" 19. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Vor dem Hintergrund dieser Lebensbedingungen stellt er anschließend die sozial-karitativen Antwortversuche zur Hebung von Bildung und Wohlstand durch Einzelpersonen, katholische Ordensgemeinschaften, die Evangelische Kirche und die jüdische Gemeinschaft in dieser Zeit dar. An all diesen Initiativen und Organisationen waren Frauen maßgeblich beteiligt. Das Buch bietet einen interessanten Einblick in den Stand der Sozialmedizin im genannten Zeitraum und unternimmt gleichsam den Versuch einer religions- und politikübergreifenden Gesamtschau.

© Nationalbibliothek, 2001
last update: 12.01.2007


Zum Seitenanfang Zum Seitenanfang