Der schon seit 1862 bestehende Verein, der aus einer Initiative höherer Eisenbahnbeamter hervorgeht, entwickelt sich zu einem führenden Einzelhandelsunternehmen in Wien (1912 verzeichnet er ca. 55.000 Mitglieder). Im Ersten Wiener Konsumverein ist vor allem das Bürgertum und der Mittelstand vertreten und vertritt auch die Konsuminteressen dieser Schichten (im Gegensatz zu den Arbeiterkonsumvereinen, wie der Konsumgenossenschaft Wien und Umgebung). Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches kommt es zu einer Verarmung des Mittelstandes und zu einer Krise der Organisation mit zweimaliger Insolvenz. 1939 wird der Konsumverein in den nationalsozialistischen "Versorgungsring Wien" überführt.
Ab 1904 macht sich ein Reformstau bemerkbar und unter den organisierten Frauen mehrerer Vereine äußert sich beginnender Unmut über die Führung des Konsumvereins. Sie beklagen eine bürokratische und nicht genossenschaftliche Organisation, überhöhte Preise, Privilegien des Vorstands und die Nichtvertretung der Frauen als wichtigste Konsumentinnen-Gruppe. Bei einer tumultreichen außerordentlichen Generalversammlung am 21. Februar 1905 wird heftigster Widerstand gegen die Kandidatur von Frauen geleistet. Dennoch treten Emma Hönigsberg und Hertha von Sprung an, ohne jedoch die erforderliche Stimmenanzahl zu bekommen. Erst 1913 werden drei Frauen (Else Beer-Angerer, Hermine Fabri, Gisela Urban) und Amalie Seidel in den Vorstand gewählt, 1915 kommt es zur Schaffung eines Beirates, in dem auch sechs Frauenorganisationen vertreten sind: Allgemeiner Österreichischer Frauenverein, Bund Österreichischer Frauenvereine, Frauenstimmrechtskommittee, Katholische Reichsfrauenorganisation, Neuer Frauenklub, Vereinigung Arbeitender Frauen.