Grundeintrag 1999
[3/ S. 232:] Arnold Schönbergs Nachlaß blieb nach seinem Tod im Jahr 1951 im Besitz seiner Familie und wurde bis 1964 von seiner Witwe
Gertrud Schoenberg verwaltet. In den 70er Jahren entschlossen sich seine Erben, die Sammlung dem 1973 gegründeten Arnold Schoenberg
Institute an der University of Southern California in Los Angeles zur Verfügung zu stellen, wo neben einem Aufführungs- und
Ausstellungsraum ein modernes Archiv errichtet wurde, das bis 1997 öffentlich zugänglich war. Leonard Stein, ein Schönberg-Schüler,
leitete das Institut als dessen erster Direktor.
In seiner 25jährigen Geschichte wurde das Institut von tausenden Wissenschaftlern, Künstlern, Studenten und Musikinteressierten
konsultiert. Zwischen 1975 und 1993 trugen die »Friends of the Arnold Schoenberg Institute« zu zahlreichen Aktivitäten bei.
Das wissenschaftliche Periodikum »Journal of the Arnold Schoenberg Institute« wurde bis 1996 publiziert.
Als die Vorgabe der Schönberg-Erben (Lawrence und Ronald Schoenberg sowie Nuria Schoenberg Nono), nämlich daß sich Institut
und Archiv in Forschung und Lehre auf die Person Arnold Schönbergs beziehen sollen, in den letzten Jahren von der University
of Southern California nicht mehr erfüllt werden konnte, kam es im Jahr 1996 zwischen ihr und den Erben zu einem Rechtsstreit.
Um die - nun heimatlos gewordene - Sammlung bemühten sich in der Folge die städtischen Einrichtungen, Universitäten und Private
in New York, Wien, Berlin, Den Haag, Basel, Yale, Stanford, Harvard, Arizona sowie in Los Angeles, selbst das Getty Center
und die University of California in Los Angeles.
Wien als Geburtsstadt Schönbergs, als Wiege und Namensgeberin der Wiener Schule wurde als neue Heimstätte des Nachlasses auserkoren:
Anfang 1997 wurde die Arnold Schönberg Center Privatstiftung von der Gemeinde Wien und der Internationalen Schönberg Gesellschaft
gegründet. Nach der Transferierung der Sammlung aus Los Angeles und seit der Eröffnung des Schönberg Centers im März 1998
steht das Archiv für wissenschaftliche Studien und Forschung durch Wissenschaftler, Komponisten, Musiker und die Öffentlichkeit
zur Verfügung. Das durch die Internationale Schönberg Gesellschaft in die Stiftung eingebrachte »Schönberg-Haus« in Mödling
beherbergt eine Gedenkstätte.
Die Sammlung umfaßt etwa 9.000 Seiten Musikmanuskripte, 6.000 Seiten Textmanuskripte, 3.500 historische Fotografien, persönliche
Dokumente, Tagebücher, Konzertprogramme und Schönbergs gesamte [3/ S. 233:] Bibliothek (Noten, Bücher und Tonträger). Große Teile der nicht im Original vorhandenen Manuskripte und sonstigen Schönbergiana
sind in Kopie und auf Mikrofilm am Center als »Satellite Collections« ebenso zugänglich wie eine der weltweit umfangreichsten
Präsenzbibliotheken zu Themen der Wiener Schule. Auch das bildnerische Werk Arnold Schönbergs befindet sich - als Dauerleihgabe
der Familie Schoenberg - am Center.
Die Archivalien werden in jährlichen Sonderausstellungen präsentiert, zahlreiche Leihgaben an in- und ausländische Museen
ergänzen die Ausstellungstätigkeit. Wissenschaftliche Symposien sowie die Veranstaltung von Konzerten und Workshops runden
die Aktivitäten der Institution sowohl am Center selbst als auch in der Mödlinger Expositur ab. Zu den wichtigsten archivarischen
Projekten gehören neben der kontinuierlichen Sammlungserweiterung die Digitalisierung sämtlicher Quellen aus dem Schönberg-Nachlaß.
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