ISSN: 1680-8975 PURL: http://purl.org/sichtungen/ |
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Bernhard Zeller: Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs 8 (1997), 119 S., SFr 12,-.. Rezension (09. 05. 2002). In: Sichtungen online, PURL: http://purl.org/sichtungen/zeller-b-1a.html ([aktuelles Datum]). - Auch in: Sichtungen 1 (1998), S. 151-152. |
Bernhard Zeller Schiller-Nationalmuseum Deutsches Literaturarchiv Schillerhöhe 8-10, D-71666 Marbach am Neckar, Postfach 1162 Adressinformation zuletzt aktualisiert: 1998 |
Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs 8 (1997), 119 S., SFr 12,-.RezensionBernhard Zeller |
[1/ S. 151:] Friedrich Dürrenmatt verdankt das Schweizerische Literaturarchiv in Bern seine Entstehung. Die wohl überlegten Bedingungen, die er an die Stiftung seines Archivs knüpfte, wurden zur Voraussetzung für die Gründung eines eigenständigen Archivs, das in ähnlicher Weise wie das Deutsche Literaturarchiv in Marbach die Sammlung literarischer und geisteswissenschaftlicher Nachlässe und Dokumente, von Tagebüchern und Briefen, ja auch den Hinterlassenschaften literarischer Verlage mit einem intensiven Erschließungsprogramm, mit Ausstellungen, Vorträgen und Forschungen verbindet. Schon wenige Jahre nach der offiziellen Konstituierung des Archivs zu Beginn des Jahres 1991 bestätigen überraschende Sammelerfolge Sinn und Notwendigkeit der neuen Einrichtung, die sich unter der engagierten Leitung von Thomas Feitknecht zu einer überaus lebendigen literarischen Sammel-, Bildungs- und Forschungsstätte entwickelte, und die seit 1993 auch in einer eigenen, ein bis zwei Mal im Jahr erscheinenden Quarto genannten Zeitschrift, über ihre Arbeit Rechenschaft ablegt, vor allem die Ergebnisse ihrer sammelnden Tätigkeit offen darlegt. Nicht ohne Stolz konnte bisher in jedem Heft von großzügigen Stiftungen berichtet werden. Die zwischen 1993 und 1997 unter wechselnder Herausgeberschaft vorgelegten sieben Nummern der Zeitschrift, die sich für alle vier Landessprachen zuständig weiß, bietet eine Fülle literarischer Informationen. Die einzelnen [1/ S. 152:] Bände sind abwechslungsreich gestaltet, interessant illustriert und keineswegs nur auf ein fachorientiertes Publikum ausgerichtet. lm Mittelpunkt jeder Nummer steht jeweils ein Autor, und das ihm gewidmete »Dossier«, veranlaßt in der Regel durch eine besondere Erwerbung oder ein bestimmtes Ereignis, bildet den thematischen Schwerpunkt, dem die einzelnen Beiträge zugeordnet sind, dem sich dann aber auch weitere Beiträge anschließen. Giovanni Orelli, Otto F. Walter, Andre Peer, Carl Spitteler, S. Corinna Bille und Friedrich Dürrenmatt galten die »Titelgeschichten« der ersten Hefte. Das jüngst erschienene, achte Heft, für das Thomas Feitknecht verantwortlich zeichnet, ist Hermann Hesse gewidmet, dessen »Berner Jahre« Feitknecht kürzlich auch in einem reizvollen Bändchen des Hans Huber-Verlags beschrieben hat. Da Hesse einen großen Teil der an ihn gerichteten Briefe schon zu Lebzeiten jahrelang der Schweizerischen Landesbibliothek zugeleitet hat, nach seinem Tod als Depositum der Hermann Hesse-Stiftung erhebliche Bestände seiner Bibliothek und auch Teile seines Nachlasses, sowie später wertvolle persönliche Sammlungen, zumeist als Stiftungen, zur Anreicherung des Archivs übernommen werden konnten, verfügt das Archiv heute über eine höchst beachtliche und auch lebhaft frequentierte Hesse-Sammlung. Über sie wird berichtet, aber darüber hinaus enthält das anschaulich gestaltete »Dossier Hesse« eilte Reihe kleinerer Forschungsbeiträge, die einzelne Phasen seiner Lebens- und Werkgeschichte erhellen. Über die Rolle des Dichters im Berner Kulturleben berichtet Rätus Luck, vor allem durch eine minutiöse Darstellung seiner öffentlichen Leseabende. Feitknecht gibt einen kundigen Überblick über die Berner Freunde und Gönner Hesses und schildert freundschaftliche und auch mäzenatische Verbindungen, die für Hesse besondere Bedeutung gewonnen haben. In einer sorgfältigen, die Überlieferung kritisch auswertenden Studie beschreibt Franziska Rogger die Geschichte von Hesses Berner Ehrendoktorwürde und erschließt damit ein kaum bekanntes Kapitel Berner Universitätsgeschichte. Die Erwerbung eines Steppenwolf-Typoskripts gab für Rudolf Probst den Anlaß, die Entstehungsgeschichte dieses Romans, vor allem durch den Vergleich der Krisis-Geschichte mit den beiden Typoskripten in eindringlicher Weise zu analysieren. Eine ausgewogene Betrachtung über das komplizierte Verhältnis zwischen Robert Walser und Hesse aus der Feder des vielkundigen Hesse-Spezialisten Volker Michels sowie einige kleinere Beiträge runden das Hesse-Kapitel insgesamt ab. Darüber hinaus reichen geistvolle Überlegungen von Hugo Loetscher zum Thema »Was hinterlasse ich?« und dann vor allem ein offener und klarer Bericht Thomas Feitknechts über die Erwerbungspolitik des Schweizer Literaturarchivs, grundsätzliche Ausführungen, in denen die Kriterien und die Methodik der Arbeit des Archivs angesprochen werden. Die Bilanz ist bewundernswert, und es bleibt nur zu wünschen, daß zu der Bearbeitung und lebendigen Erschließung der reichen Erträge, die in die Scheunen des Archivs eingebracht werden konnten, auch die notwendigen personellen Kräfte zur Verfügung stehen. Bernhard Zeller |
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Sichtungen 1 (1998),
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