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Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien

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Grundeintrag 1999
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[3/ S. 233:] Zur nächsten SeiteIn der Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung werden Dokumente zentraler Bedeutung für die Literatur- und Kulturgeschichte Österreichs verwahrt, von einem karolingischen Evangeliar aus dem Raum Salzburg über eine »Genesis«-Paraphrase aus Millstatt in mittelalterlichen Handschriften bis zur Gegenwart. Für das 20. Jahrhundert sei etwa verwiesen auf die Korrespondenz zwischen Sigmund Freud und seinem Kollegen aus der psychoanalytischen Szene Sandor Ferenczi, die seit 1993 im Böhlau Verlag erscheint. Bisher liegen vier Bände des Briefwechsels aus den Jahren 1908 bis 1919 vor. Die Edition stellt eine unverzichtbare Grundlage für die historische Erfor-Zur vorigen Seite [3/ S. 234:] schung der Psychoanalyse dar. Ergänzt wurde der Briefbestand durch den Ankauf weiterer Freudiana.

Zu den umfangreichen Autographen- und Nachlaßbeständen zur neueren österreichischen Literatur gehört z. B. der Nachlaß des umstrittenen Josef Weinheber oder der von Anton Wildgans. Der Bedeutung dieser Bestände versuchte eine Ausstellung gerecht zu werden, die Ende 1995 / Anfang 1996 in der Österreichischen Nationalbibliothek gezeigt wurde und in Zusammenarbeit mit dem Herausgeber der Gesamtausgabe von Weinheber organisiert wurde. Des weiteren liegt der literarische Nachlaß von Robert Musil in der Handschriftensammlung; die Lektüre dieser Texte ist über eine CD-ROM möglich, die als Ergänzung der gedruckten Ausgabe dient. Ebenfalls vertreten ist der Nachlaß Heimito von Doderers, dessen Werkmanuskripte im Lauf eines vom Österreichischen Literaturarchiv betreuten Digitalisierungsprojektes auf CD-ROM erfaßt wurden.

Auch der Nachlaß Ingeborg Bachmanns liegt in der Handschriftensammlung. Ein Beispiel für seine wissenschaftliche Auswertung ist das »Todesartenprojekt«, das durch eine Publikation von Monika Albrecht 1995 abgeschlossen wurde. Weitere Exponenten der neueren österreichischen Literatur, die in der Handschriftensammlung in größerem oder kleinerem Umfang verwaltet werden, sind: H. C. Artmann, Otto Basil, Uriel Birnbaum, Felix Braun, Franz Theodor Csokor, Rudolf Felmayer, Robert Hamerling, Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Karl Kraus, Fritz Lampl, Rosa Mayreder, Arthur Schnitzler, Karl Schönherr, Friedrich Torberg und Franz Werfel.

Die älteren Bestände sind, soweit traditionell katalogisiert, mittlerweile im digitalen Kat-Zoom-Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek nachgewiesen. Die Katalogisierung der Neuerwerbungen und die retrospektive Erfassung erfolgen seit 1998 lokal in der Datenbank allegro-HANS, die ebenfalls über die Website zugänglich ist (Nachlaß- und Autographenkatalog der Österreichischen Nationalbibliothek, in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Literaturarchiv und der Musiksammlung, http://euler.onb.ac.at/cgi-allegro/nak/nak.pl).

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Institution
Österreichische Nationalbibliothek
Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung
Josefsplatz 1, A-1015 Wien
Tel.: +43-1-53410-288; Fax: +43-1-53410-296
Email: Maria.Kroepfl@onb.ac.at; URL: http://www.onb.ac.at/sammlungen/hschrift/index.htm
Letzte Adressaktualisierung: 2002
Adressänderung melden Meldung Adressänderung
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Der Bestand an Nachlässen und Autographen in der Handschriftensammlung konnte im Jahr 2000 durch teilweise spektakuläre Erwerbungen bereichert werden. Dazu zählen drei Briefe von Ludwig van Beethoven, darunter ein Schreiben aus dem Februar 1819 an den gelehrten Joseph Freiherrn von Hammer-Purgstall, dessen Bedeutung für die Erwerbung orientalischer Handschriften für die Hofbibliothek bekannt ist. Der Adressat eines weiteren Briefes aus dem November 1825 ist der an Musik interessierte Erzherzog Rudolf. Der Inhalt dieser Briefe war durch ihre Aufnahme in die Edition der Beethovenbriefe bereits bekannt.

Als thematischer Schwerpunkt der Neuerwerbungen ergab sich das Œuvre von Franz Werfel, dessen »Lied von Bernadette« als Typoskript mit autographen Korrekturen in den Besitz der ÖNB kam; ebenso ein Typoskript der Novelle »April im Oktober«, die unter dem Titel »Eine blaßblaue Frauenschrift« vor einiger Zeit von Axel Corti für das Fernsehen verfilmt worden war. Als Beleg für das dramatische Werk wurde ein Autograph des »Schweigers« gemeinsam mit dem Strichexemplar einer Berliner Aufführung erworben.

In die Epoche des Zweiten Weltkriegs und der Emigration fallen die Korrespondenz von Wladimir Hartlieb aus dem Jahr 1942 sowie über 400 Briefe an die Schauspielerin Ruth Mühsam, darunter zahlreiche Schreiben des Literaten Alexander Lernet-Holenia. Ruth Mühsam mußte 1938 in die Vereinigten Staaten auswandern, nahm dort den Namen Ruth Marton an und starb 1999 in hohem Alter. Beigelegt waren der Korrespondenz Widmungsexemplare zahlreicher Bücher Lernet-Holenias. Unter den Handschriften sei ein Manuskript aus der frühen Neuzeit mit einer Chronik der Päpste und Könige, verfaßt im Jahr 1568, erwähnt. »Cod. Ser. n. 38.020« stammt aus der Bibliothek des Führers der Protestanten in der Steiermark, des Freiherrn Ferdinand von Strechau, der trotz der konfessionsbedingten Konflikte gute Kontakte zu Kaiser Ferdinand I. pflegte. Nach dem Tod des ersten Besitzers gelangte die Handschrift in den Besitz der Familie Dietrichstein und weist eine Rückensignatur der Bibliothek von Nikolsburg (Mikulov) auf, aus der einige griechische Handschriften (heute im »Supplementum graecum«) auf einer Auktion des Jahres 1933 für die ÖNB erworben wurden.

Die Bearbeitung erschloß vor allem die Autographen für den »Nachlaß- und Autographenkatalog«, wobei neben den laufenden Neuerwerbungen auch retrospektiv zahlreiche Datensätze in den gemeinsamen Katalog eingegeben wurden. Die Handschriftensammlung beteiligte sich auch an den Bemühungen, in diesem elektronischen Nachweis von Beständen der Handschriftensammlung, der Musiksammlung und des Österreichischen Literaturarchivs durch Anwendung von Normdaten eine größere Konsistenz der Katalogisate zu erzielen, ohne die Effektivität der Bearbeitung zu reduzieren.

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