Über die Aktualität George Saikos diskutieren
Friedbert Aspetsberger, Michael Hansel und Klaus Kastberger
Moderation: Manfred Müller
Der Schriftsteller und Kunsthistoriker George Saiko (1892-1962) hat in Österreich wesentlich zur Vermittlung der Moderne beigetragen. Eine erste Erzählung des Autors erschien bereits 1913 in der Zeitschrift Der Brenner. Kunsttheoretische Aufsätze veröffentlichte Saiko zu Beginn der 30er Jahre vorwiegend im englischsprachigen Raum. Als Freund und Bewunderer von Hermann Broch setzte sich Saiko mit Autoren wie James Joyce und Robert Musil sowie mit den Möglichkeiten auseinander, die Theorien Sigmund Freuds literarisch umzusetzen. 1939 erhielt Saiko Schreibverbot und wurde an der Albertina dienstverpflichtet. Nach 1945 übernahm er für kurze Zeit die provisorische Leitung. 1948 und 1955 erschienen die beiden großen Romane Auf dem Floß und Der Mann im Schilf, in denen Saiko auf der Basis einer Romantheorie des magischen Realismus zwei breite und bis heute noch nicht annähernd analysierte Zeit- und Gesellschaftspanoramen entwarf. In seinen literaturtheoretischen Essays setzte er sich kritisch mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit und (auch anhand von Interpretationen zum eigenen Werk) mit den Grenzen und Möglichkeiten des literarischen Schreibens und des menschlichen Verstehens auseinander. Seinen Niederschlag fand dies auch in den späten Erzählungen Saikos (Der Opferblock 1962), die zu den dichtesten und komplexesten Texten der österreichischen Literatur zählen.
Michael Hansel / Klaus Kastberger (Hg.): George Saiko. Texte und Materialien.
Wien: Sonderzahl 2003 (= Österreichisches Literaturarchiv, Forschung 5). 240 Seiten, € 19,80.
Mit ausgewählten Aufsätzen und Erzählungen von George Saiko, Faksimiles und Fotos aus dem Nachlaß des Autors am Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und Essays von Friedbert Aspetsberger, Nikolaus Douda, Barbara Frischmuth, Michael Hansel, Klaus Kastberger, Arnulf Knafl, Manfred Müller, Renate Posthofen und Wendelin Schmidt-Dengler.
Veranstalter:
Österreichische Gesellschaft für Literatur
Österreichisches Literaturarchiv der ÖNB
|