- Namen
- Lebensdaten
- Berufe und Tätigkeiten
- Funktionen und Mitgliedschaften
- Biographie
- Lexikon
- Publikationen
- Quellen und Sekundärliteratur
- Material in Archiven und Sammlungen
- Bilder
- Plakate
- Links
|
|
|
Namen und Abkürzungen
Cohen, Anitta
(Ehename)
Müller, Anita
Müller, Anitta
(Ehename)
Müller-Cohen, Anitta
Rosenzweig, Anitta
(Geburtsname)
Lebensdaten
geboren 06.06.1890, Wien
gestorben 29.06.1962, Tel Aviv (Israel)
Berufe und Tätigkeiten
Sozialarbeiterin, Journalistin, Politikerin, Vereinsfunktionärin, Funktionärin der Jüdischnationalen Partei
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Allgemeiner Österreichischer Frauenverein:
|
Vorstandsmitglied |
Israelitischer Frauenverein für die Leopoldstadt und Landstraße:
|
Vizepräsidentin |
Jüdischer Frauenbund Österreich:
|
Gründerin |
Verein "Weibliche Fürsorge", Wien:
|
Mitbegründerin |
Biographie
Anitta Rosenzweig kam 1890 in Wien zur Welt und wuchs in einer wohlhabenden jüdisch-assimilierten Kaufmannsfamilie auf. Nach Abschluss von Schule und Mädchenpensionat heiratete sie neunzehnjährig Arnold Müller. 1911 kam die gemeinsame Tochter Blanka zur Welt. Im Ersten Weltkrieg gründete sie eine Hilfsorganisation, die Soziale Hilfsgemeinschaft Anitta Müller, um vor allem jüdische Menschen zu unterstützen. Bertha Pappenheim dürfte Müller-Cohens Interesse für Sozialarbeit geweckt haben. Sozialarbeit, die ihr Leben lang einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildete, war für sie also weit mehr als eine karitative Handlung und sie gilt als eine Mitbegründerin moderner (jüdischer) Sozial- und Frauenpolitik. Zur bürgerlichen radikalen Frauenbewegung knüpfte Anitta Müller um 1908 erste Kontakte. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war sie im Rahmen des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins (AÖFV) aktiv. Gleichzeitig engagierte sie sich in jüdischen Frauenvereinen wie im Frauenhilfsverband Weibliche Fürsorge, den sie 1914 mitbegründete, sowie im Israelitischen Frauenverein für die Leopoldstadt und Landstraße, zu dessen Vizepräsidentin sie 1916 ernannt wurde. Laut Dieter Hecht waren viele jüdische Frauen einerseits in der bürgerlichen Frauenbewegung und andererseits in jüdischen Frauenorganisationen aktiv. Da sich Antisemitismus und Nationalismus mit Kriegsende verstärkten und Jüdinnen auch in der Frauenbewegung rassistischen Angriffen ausgesetzt waren, beschränkten eine Reihe von Frauen ihre politischen Aktivitäten zunehmend auf die jüdische Frauenbewegung. Ein letztes Mal vertrat Müller-Cohen den AÖFV 1918 in der Kommission für Frauenarbeit im neugegründeten Ministerium für soziale Fürsorge. Danach wandte sie sich von der bürgerlichen Frauenbewegung ab, gründete 1919 gemeinsam mit Erna Patak den Jüdischen Frauenbund Österreichs und verstärkte ihr zionistisches Engagement. Von 1918 bis 1919 war sie Abgeordnete der Freiheitlich-Bürgerlichen Partei im Wiener Gemeinderat. Inhaltlich stand Müller-Cohen aber der ebenfalls im Gemeinderat vertretenen Jüdischnationalen Partei näher. Zusätzlich arbeitete sie 1918 als Leiterin des Sozialressorts im Jüdischen Nationalrat für Deutsch-Österreich. Dieser verstand sich als nationale Vertretungsbehörde aller Juden und Jüdinnen in Österreich. 1921 ließ sie sich scheiden und heiratete im selben Jahr Samuel Cohen. Sie selbst verwendete seit damals zumeist den Doppelnamen Müller-Cohen. Cohen brachte zwei Kinder in die Ehe mit, sie eine Tochter und 1928 wurde die gemeinsame Tochter Ruth geboren. Auf internationaler Ebene nahm sie unter anderem 1925 am XIV. Zionistischen Weltkongress sowie an den Weltkongressen Jüdischer Frauen 1923 in Wien, den sie auch mitorganisierte, und 1929 in Hamburg teil. Auf letzterem wurde sie zur Vizepräsidentin des Weltbundes jüdischer Frauen gewählt. 1929 übersiedelte sie zuerst nach Luxemburg und dann nach London um letztlich 1934 nach Palästina/Erez Israel einzuwandern und sich in Tel Aviv niederzulassen. Ihre politische Aktivität riss nicht ab, in Tel Aviv gründete sie zum Beispiel den Sozialen Frauendienst. Nach 1945 setzte sie sich vehement für Reparationszahlungen Österreichs an jüdische Opfer des Nationalsozialismus ein. In Israel erinnert das Anita-Mueller-Cohen-Elternheim in Ramat Chen an sie.
von Nikola Staritz
Publikationen
-
Müller-Cohen, Anitta: Das große Schweigen. - In: Menorah 1 (1923) 5, 17-18
JMW zb11
-
Müller, Anitta: Ein Jahr Flüchtlingsfürsorge der Anitta Müller / Mit einem Geleitwort von Marco Brociner . - Wien: Rollinger, 1915
ÖNB 514389-B.Neu
-
Müller-Cohen, Anitta: Jüdische Frauenarbeit in den Nachfolgestaaten. - In: Menorah 1 (1923) 6, 16
JMW zb11
-
Müller, Anitta: Mein Beistand für die Flüchtlinge. - In: Neues Frauenleben 17 (1915) 4
ÖNB 422673-B.Neu-Per
ÖNB 3188-Neu-Mik
-
Müller-Cohen, Anitta: Eine Musterschule in Palästina. - In: Menorah 2 (1924) 2, 16-18
JMW zb11
-
Müller-Cohen, Anitta: The Return of Jewish Woman to Judaism. - In: Menorah 1 (1923) 1, 14
JMW zb11
-
Tätigkeits- und Rechenschafts-Bericht der Wohlfahrtsinstitutionen der Frau Anitta Müller. - Wien: Selbstverlag
ÖNB 226419-B.Neu
UBW FB Zeitgeschichte Z-284/Sch
-
Frauenrecht und Frauenarbeit / Redaktionelle Leitung: Anitta Müller. - Wien: Jüdische Zeitungs- und Verlagsges.m.b.H., 1919
ÖNB 533143-D.Neu-Per
Quellen und Sekundärliteratur
-
Adunka, Evelyn: Exil in der Heimat : über die Österreicher in Israel. - Innsbruck [u.a.]: Studien-Verlag, 2002
ÖNB 1539659-B.Neu-Per.2
-
Faerber, Meir Marcell: Anitta Müller-Cohen (1890-1962) . - In: Österreichische Juden : historische Streiflichter / Meir Marcell Faerber. Mit einem Nachw. von Armin A. Wallas. - Klagenfurt: Alekto-Verlag, 1996, 95-96
JMW ma9642 Ex.1
ÖNB 1406975-B.3
UBI 348878
-
Feigl, Susanne: Anitta Müller. - In: Politikerinnen in Wien : Biographien 1848 - 2000. - Wien: FRauenBüro, 2000, 32-33
ÖNB 1663793-C.Neu
-
Hecht, Dieter: Anitta Müller-Cohen (1890 - 1962) : Sozialarbeiterin, Feministin, Politikerin, Zionistin und Journalistin ; ein Beitrag zur jüdischen Frauengeschichte in Österreich 1914 - 1929 / Dieter Josef Hecht . - Wien: Univ., Diss., 2002
ÖNB 1692132-C.Neu
UBW D-32721
-
Hecht, Dieter: Bürgerlich-jüdische Frauen in Wien während des Ersten Weltkrieges. - In: Zions Töchter : jüdische Frauen in Literatur, Kunst und Politik / Andrea M. Lauritsch (Hg.). - Wien: LIT-Verl., 2006, 315-329
ÖNB 1406975-B.Neu-Per.14
-
Hecht, Dieter: Frauen in der jüdischnationalen Partei. - In: Chilufim (2009) 7, 137-152
ÖNB 1824718-B.Neu-Per
-
Hecht, Dieter: Nischen und Chancen - jüdische Journalistinnen in der österreichischen Tagespresse vor 1938. - In: Medien & Zeit 18 (2003) 2, 31-39
ÖNB 1254224-C.Neu-Per
-
Hecht, Dieter: Zionistische Frauenorganisationen in Österreich 1918 - 1938. - In: Transversal 4 (2003) 1, 83-102
ÖNB 1633104-C.Neu-Per
-
Hecht, Dieter: Zu Besuch bei Frau Müller und Frau Cohen . - In: Gedenkdienst 9 (2006) 1
-
Hecht, Dieter: Zwischen Feminismus und Zionismus : die Biografie einer Wiener Jüdin ; Anitta Müller-Cohen (1890 - 1962). - Wien: Böhlau, 2008
ÖNB 1448359-C.Neu.15
UBS FB Gesellschaftswissenschaften O1180:7MÜ-CO-1
UBW FB Judaistik GII-1646
-
Malleier, Elisabeth: "Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner" : jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen. - In: Wien und die jüdische Erfahrung, 1900-1938 : Akkulturation, Antisemitismus, Zionismus / Frank Stern ; Barbara Eichinger (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau, 1009, 277-295
ÖNB 1898681-C.Neu-Mag
-
Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938 : Forschungsbericht. - Wien, 2001
ÖNB 1641037-C.Neu
UBL Sonderbibliothek II.1-6
-
Margulies-Auerbach, Nanny: Anitta Müller. - In: Neue jüdische Monatshefte (1920) 9, 203-208
JMW za145
-
Mayr, Barbara: Verfemt, verfolgt, vergessen. - In: [sic!] (2006) 57, 28-29
ÖNB 740572-C-D.Neu-Per
-
R. U.: Die Kunst der Nadel. - In: Neues Frauenleben 18 (1916) 12, 262-263
ÖNB 422673-B.Neu-Per
ÖNB 3188-Neu-Mik
-
Raggam-Blesch, Michaela: Rezension über "Dieter Hecht: Zwischen Feminismus und Zionismus. Die Biografie einer Wiener Jüdin. Anitta Müller-Cohen (1890-1962)". - o.O., o.J.
-
Tetzlaff, Walter: 2000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts / Walter Tetzlaff. - Lindhorst: Askania-Verl.-Ges., 1982
ÖNB 1201425-B.Neu-Kat
Material in Archiven und Sammlungen
-
Bilder
|
Ausstellungsplakat der Arbeitsschule für Frauen und Mädchen von Anitta Müller von 1916
|
|
|
Anitta Müller
Aus:
Wiener Bilder, 1919, Nr. 6
ÖNB 399908-D.Neu-Per
|
|
|
Wahlwerbung für Anitta Müller-Cohen als Kandidatin der Jüdischnationalen Partei für die Nationalratswahlen 1920
Aus:
Hecht: Zwischen Feminismus und Zionismus, 221
|
|
|
Anitta Müller-Cohen 1928
Aus:
Hecht: Zwischen Feminismus und Zionismus, 64
|
|
|
Anitta Müller
Aus:
Feigl, Susanne: Politikerinnen in Wien. 2000
|
|
|
|