Wiechovsky, Wilhelmine (geb. Meißner)
1834 - 1925
- Biographie:
- Wiechovsky Wilhelmine, geb. Meißner, geb. am 3. December 1834 in Zwickau in Böhmen, als Tochter des Med. Dr. Joh. Meißner; legte im Jahre 1854 das Lehrerinnen-Examen ab und widmete sich dann dem Studium der modernen Sprachen. Im Jahre 1866 verheiratete sie sich mit Dr. Alex Wiechovsky, der damals Inhaber und Director eines mit einem großen Knabenpensionat verbundenen öffentlichen Untergymnasiums und einer Unterrealschule war. In dem Rahmen des im Jahre 1869 von Dr. A. Wiechovsky gegründeten deutschen pädagogischen Vereines in Prag rief sie eine Frauensection ins Leben, welche durch volle 7 Jahre Bildung und Interessen der Frauen zu fördern bestrebt war und eine ehrenvolle Stellung im Vereinsleben einnahm. Vom Jahre 1870-1878 war sie Mitarbeiterin der "Blätter für Erziehung und Unterricht"*), in welche pädagogische Zeitschrift sie Artikel und Bücherrecensionen lieferte. Seit 1883 verwitwet gibt sie Privatunterricht, um ihren fünf Kindern eine gute Erziehung geben zu können. 1892 und 1893 wurde sie als Vicepräsidentin des Prager Freiland-Vereines gewählt. 1893 beteiligte sie sich an der Gründung des deutschen Vereines zur Förderung des Wohles und der Bildung der Frauen in Prag, zu dessen Präsidentin sie gewählt wurde.
(aus: Nigg)
- WIECHOWSKY, geb. Meissner, Wilhelmine (Pseud.: F. und Fides)
geb. 3.12.1834 in Böhmisch Zwickau (heute Cvikov)
gest. nach 1912
Vater Arzt. Geh. 1866 Inhaber und Direktor eines Knabenpensionats mit etlichen Schulen in Prag (gest. 1883). Sie lebte in Prag, war Lehrerin, befaßte sich mit Frauenfragen.
(aus: Friedrichs)
- Wiechowski, Wilhelmine (Fides)
geb. 3.12.1834 in Zwickau / Böhmen
gest. 23.3.1925 Praha /CSR
War als Privatlehrerin tätig; war Vorkämpferin d. Frauenbewegung in Böhmen und gründete den Verein Frauenfortschritt; verf. Beiträge in der Zs. "Frau und Kind".
(aus: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft )
- Wilhelmine Wiechowski.
Am 3. Dezember d. J. feierte Wilhelmine Wiechowski, die Gründerin und seit der Gründung auch Vorsitzende und Hauptarbeiterin des deutschen Vereines "Frauenfortschritt" in Prag, ihren achtzigsten Geburtstag. Nur ihr Verdienst ist es, wenn es im deutschen Prag heute einen Mittelpunkt der Frauenbewegung gibt. Und ihre Tätigkeit in dieser Richtung begann zu einer Zeit, wo die große Menge der Frauen und Männer sich schon vor dem Worte "Frauenemanzipation" entsetzte und nur einige wenige Bahnbrecherinnen für das Menschentum der Frau einzutreten wagten.
Wilhelmine Wiechowski ist am 3. Dezember 1834 als einzige tochter des Arztes Dr. Meißner zu Böhmisch-Zwickau geboren und kam schon als vierjähriges Kind nach Pag, wo sie seither gelebt und gewirkt hat. In dem "pädagogischen Lehrkurs" (der sich später in die "K. k. Lehrerinnenbildungsanstalt" verwandelte) bildete sie sich seit 1852 als Lehrerin aus und war als solche auch mehrere Jahre tätig. Im Jahre 1866 vermählte sie sich mit Dr. Alexander Wiechowski, der damals Leiter einer Privat-Knabenmittelschule, später - seit 1872 - Direktor der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Prag war. an der Seite dieses bedeutenden und hochverdienten Mannes, dem sie eine an Bildung gleichwertige und gleichen Idealen zustrebende Lebensgefährtin war, verlebte sie eine nur allzu kurze Reihe von glücklichen Jahren. Mit ihm zusammen beteiligte sie sich 1869 an der Begründung des "Deutschen pädagogischen Vereines" in Prag, der sich die Verbreitung pädagogischen Wissens auf durchaus freiheitlicher Grundlage zur Aufgabe machte. Innerhalb dieses Vereines gründete Frau Wiechowski im Jahre 1871 eine Frauensektion, in der alle die Erziehung und den Unterricht der Mädchen betreffenden Fragen besprochen und auch die Mittel erwogen werden sollten, "durch welche das weibliche Geschlecht so gebildet wird, daß es im Falle der Notwendigkeit sich selbst zu erhalten und unter allen Umständen selbständig zu handeln vermag" - ein Satz, der unter den damals anwesenden Frauen auf lebhaften Widerspruch stieß, weil es ihnen als "unweiblich" erschien, von selbständigem Handeln der Frau zu sprechen.
Schon damals (1871 und 1873) ist sie mit Erfolg für die Gleichstellung der Lehrerinnen mit den Lehrern in bezug auf Gehalt eingetreten.
Eine schwere Erkrankung zwang Dr. Wiechowski im Jahre 1878 von der Leitung des "Pädagogischen Vereines" und Frau Wiechowski von der Leitung der Frauensektion zurückzutreten. Den Jahren schönster Zusammenarbeit folgten Jahre des Leidens und des Kummers. Die Lebensgefährtin und Mitarbeiterin an dem Lebenswerke des Gemahls, die auch Mutter einer großen Kinderschar war, wurde jetzt die einzige Pflegerin des Schwerkranken, der ihr nach unsäglichem Leiden am 1. Februar 1883 durch den Tod entrissen wurde.*) (...)
Im Jahre 1893 gründete sie zusammen mit Dr. Karl Winterstein den "Deutschen Verein zur Förderung des Wohles und der Bildung der Frauen", der später seinen Namen in "Frauenfortschritt" umgeändert hat. Sie ging dabei von der Auffassung aus, an der sie bis zum heutigen Tage unentwegt festgehalten hat, daß ein derartiger Verein "kein Frauenverein, sondern ein Menschenverein" sein sollte, da "die Frauenfrage eine Menschenfrage sei, an welcher der Mann das gleiche Interesse haben müsse wie die Frau". Und Frau Wiechowski hat es immer verstanden, geeignete Frauen und Männer zu finden, die an der Verwirklichung ihrer Ideen gerne und freudig mitarbeiteten. Daß aber der Verein aus kleinen Anfängen heraus und mit stets geringen Mitteln einer der ersten Vereine Prags geworden ist, der ebenso auf dem Gebiete der Wohltätigkeit Ersprießliches leistete, wie er die führende Rolle in der Frauenbewegung übernommen hat - das ist fast ausschießlich ihr Verdienst.
Die Geschichte des Vereines "Frauenfortschritt" ist zum großen Teile die Lebensgeschichte von Wilhelmine Wiechowski in den letzten zwanzig Jahren. Aber ihr Leben ging durchaus nicht in der Frauenbewegung auf. Alle großen Menschheitsfragen interessierten sie immer aufs lebhafteste. Als Schriftstellerin hat sie sich insbesondere auf dem Gebiete der Pädagogik betätigt. Ihr 1879 erschienenes "Märchenbuch" ist eine nach ethischen und pädagogischen Grundsätzen sorgfältig veranstaltete Sammlung von Märchen. zahlreiche Aufsätze aus ihrer Feder, meist Erziehungsfragen betreffend, erschienen in verschiedenen Zeitschriften.
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M. Winternitz.
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*) In den Mitteilungen des Vereines für die Geschichte der Deutschen in Böhmen, Jahrg. XXI, Nr. 4, Prag 1883, hat Wilhelmine Wiechowski dem verewigten Gemahl ein würdiges biographisches Denkmal gesetzt.
(aus: Der Bund, IX. Jg., Heft 10, Dezember 1914, S. 7 f.)
- Werke in der ÖNB:
- Bericht über die Wirksamkeit des deutschen pädagogischen Vereines in Prag. - Prag, Bohemia, 1879-
Signatur: 163640-B
- Der deutsche Verein "Frauenfortschritt" in Prag (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 3. Jg., Nr. 30, Februar 1906)
- Deutscher Verein "Frauenfortschritt" in Prag (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 5. Jg., Nr. 44, Juni 1907)
- Die Witwe (In: Neues Frauenleben, 23. Jg., Nr. 8, 1911)
- Die ledige Mutter (In: Neues Frauenleben, 20. Jg., Nr. 9, 1908)
- Frauenfrage und Ehe (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 10. Jg., Nr. 95, März 1912)
- Mädchenhandel und Mädchenfürsorge (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 11. Jg., Nr. 107, März 1913)
- Mädchenlyzeum oder Mädchenrealgymnasium. Ein Prager Erziehungsproblem (In: Der Bund, 7. Jg., H. 6, 1912)
- Märchen- Buch. Hrsg. vom deutschen pädagogischen Ver. in Prag. - Prag, Tempsky 1879
Signatur: 178103-B.Neu
- Moderne Frauenbildung (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 10. Jg., Nr. 101, September 1912)
- Nationalität und Philanthropie (In: Neues Frauenleben, 21. Jg., Nr. 3, 1909)
- Toilette und Mode. Plauderei (In: Neues Frauenleben, 21. Jg., Nr. 7, 1909)
- Über die Ernährung kleiner Kinder. - Prag : Dr. Haase, um 1890
Signatur: 393.143-B.142
- Über die Lage der Privatlehrerinnen (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 3. Jg., Nr. 25, September 1905)
- Warum wollen die Frauen das aktive und passive Wahlrecht in die gesetzgebenden Körperschaften? (In: Mitteilungen der Vereinigung arbeitender Frauen, 10. Jg., Nr. 104, Dezember 1912)
- Zur Erziehung in der Familie. - Prag, 1891
Signatur: 393143-B.159-Neu
Letztes Update: 26. Juli 2006