"Schnepfendreck"...?
So wie Schnepfendreck einerseits das ist,
wonach es klingt, nämlich Dreck - andererseits sich hinter diesem Begriff eine kulinarische
Köstlichkeit verbirgt [-> Rezept], so führen auch Bücher über Bücher ein zwiespältiges Dasein.
Sie sind und waren einerseits Hilfsmittel der Orientierung in der "Bücherflut",
andererseits auch Mittel zu deren inhaltlichen Kontrolle.
Unsere Ausstellung will beide Seiten thematisieren.
Bibliographien und Kataloge
Bibliographien und Kataloge wollen den (versuchten) "neutralen" Umgang mit Literatur
dokumentieren. Ihre Geschichte beginnt im engeren Sinne nach Gutenbergs Erfindung des
Buchdrucks - die Menge der hergestellten Druckwerke wird unüberblickbar, erste Verzeichnisse
entstehen. Vorläufer finden wir aber schon im Museion, der Bibliothek Alexandrias, mit seinen Pinakes.
Verbotene Bücher
Die Vitrine "Verbotene Literatur" thematisiert Zensur seitens des Staates und der Religion.
Bereits im Jahre 450 v.Chr. lassen sich im Römischen Zwölftafelgesetz einschränkende,
zensurartige Regelungen für die freie Meinungsäußerung finden - Spott- und Schmähgedichte
werden mit der Todesstrafe bedroht.
Die Kriterien, welche Literatur als gefährlich oder schädlich angesehen wird, sind
zeitbedingt und vom gesellschaftlichen-kulturellen Umfeld abhängig.
Bekannt ist der 1564 erstmals erschienene und 1966 außer Kraft gesetzte "Index librorum prohibitorum"
der katholischen Kirche. Aktuelle Autorenschicksale wie die von Salman Rushdie und Taslima Nasreen zeigen
die zeitlose Aktualität des Themas.
"Gebotene" Bücher
Was muss man lesen, um gebildet zu sein dazuzugehören, "in" zu sein? Gibt es einen Kanon
an Literatur, ein "Muss" an Büchern? Mit diesem Themenbereich setzt sich ein weiterer
Ausstellungsbereich auseinander.
Gerade Ende September 2002 erschien "Der Kanon",
ein "Buchkoffer mit zwanzig der bedeutendsten Romane der deutschen Literatur", herausgegeben
von Marcel Reich-Ranicki. Kommt diese Veröffentlichung dem Bedürfnis entgegen, im
"Informationszeitalter", in der Informationsflut den Überblick zu behalten, zu
erkennen, was lesenswert und wesentlich ist?
Internet
Schließlich spannt sich der Bogen in die Gegenwart: Ein PC mit Linksammlung ist "Symbol"
der "Neuen Medien" und deren Möglichkeiten.
Gerade im Internet stellt sich aber wieder die Frage der Kontrolle - sind Suchmaschinen
"neutral"? Gefunden wird ja nur, was bearbeitet wurde - von wem? Andererseits bietet
das Internet nahezu grenzenlose Möglichkeiten der Publikation - vorbei an schutzwürdigen
Interessen Dritter und Landesgesetzen.
Ute Schmidthaler
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