Erica Lillegg
1907-2007
Erica Lillegg (eigentlich Maria Erika Paula Lillegg), geboren am 18. 1. 1907 in Graz, gestorben am 12. 12. 1988 in Cosne Cours sur Loire (Frankreich), gilt als Wegbereiterin der deutschsprachigen phantastischen Kinder- und Jugendbuchliteratur. Hin- und hergerissen zwischen ihren künstlerischen Interessen und dem Zwang, Geld zu verdienen, entschied sich Lillegg nach ihrer Wiener Gymnasialzeit zunächst zu einer Ausbildung als Chemielaborantin und schloß einen zweijährigen Fachkurs für Frauen und Mädchen, dem Eugenie Schwarzwald vorstand, ab. In den folgenden Jahren nahm sie Ballett- und Schauspielunterricht und begann an der Universität Wien ein Germanistikstudium. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie zu dieser Zeit als freie Journalistin.
Von 1940 bis 1946 arbeitete Lillegg als Sekretärin und Verkäuferin, danach als Journalistin für die amerikanische Beilage des "Wiener Kurier". Durch ihren (zweiten) Ehemann, den deutsch-französischen Maler und Graphiker Edgar Jené, den sie 1939 heiratete, kam sie mit bedeutenden Vertretern des Surrealismus wie André Breton in Kontakt. Im Wiener Atelier Edgar Jenés führte das Ehepaar einen künstlerischen Salon, in dem sich bildende Künstler, Schauspieler und Autoren zu Rezitationsabenden und Diskussionen versammelten. Zu den Gästen gehörten u.a. Otto Basil, Curd Jürgens, Judith Holzmeister und später Paul Celan, mit dem Erica Lillegg bis 1960 freundschaftlich verbunden blieb.
Durch die Übersetzung surrealistischer Texte aus dem Französischen (Julien Gracq, Maurice Nadeau) drang Erica Lillegg, die Anfang der 1950er Jahre mit ihrem Mann nach Paris übersiedelte, tief in die Denkweise dieser künstlerischen Strömung ein. Ihr Roman "Vevi", der bei Wiener Verlegern noch auf Ablehnung stieß, erschien 1955 im Hamburger Verlag Ellermann, und gilt heutzutage neben Vera Ferra-Mikuras "Zaubermeister Opequeh" (1956) als Wegbereiter deutschsprachiger phantastischer Kinderliteratur. "Vevi" wurde auf die Ehrenliste des Internationalen Hans Christian Andersen-Preises gesetzt, Lillegg allerdings fälschlicherweise als deutsche Autorin eingestuft. In Österreich blieb die Anerkennung für Lilleggs Beitrag zur phantastischen Literatur auch in den folgenden Jahren weitgehend versagt. So wurden etwa rigorose Kürzungen in der Lizenzausgabe des Obelisk-Verlages (Wien 1969) des Buches "Vevi" hinsichtlich surrealistischer und phantastischer Elemente und Motive vorgenommen. 1958 erhielt die Autorin für "Feuerfreund" (Stuttgart 1957) den Deutschen Jugendbuchpreis.
Literatur: Vera Nowak: Erica Lillegg - Pionierin einer frühen Modernität in der österreichischen Kinderliteratur. Wien: Univ., Dipl.-Arb. 2008.
ÖLA 333/08: Nachlass Erica Lillegg
Zugangsdatum: 2008.
Umfang: 2 Kartons.
Bestand benutzbar.
Ordnungssystematik/Inhaltsübersicht
- Werke
- Korrespondenzen
- Sammlungen
Recherche nach »Erica Lillegg« im Handschriften, Nachlässe- und Autographen-Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek (HANNA)