Kurzbeiträge zu historischen Zeitungen

Von Bubikopf bis Wasserwelle

Zwei neu digitalisierten Zeitschriften sind dem Schwerpunkt Frisurmode gewidmet – Friseur und Fortschritt und Frisierkunst der Mode sind bereits online, weitere Zeitschriftentitel folgen. "Friseur und Fortschritt" erschien monatlich von 1933 bis 1939 und verfolgte nach Eigenangaben das Ziel, verschiedene Probleme des modernen Friseurs sachlich zu besprechen und über Neuerungen, über Arbeitsmethoden und Erfahrungen zu berichten (Jänner 1933). Dass das Hauptthema hierbei "das Um und Auf der Dauerwellung ist", erfährt man auf so gut wie jeder Seite. Über neue Dauerwellenapparate wird dabei ebenso berichtet wie über Unfälle bei der „Dauerwellung“ oder das Regelwerk für den perfekten Dauerweller (10 Gebote für den Dauerweller), das unter anderem die Goldene Regel Nummer 9 - „Führe ein genaues Dauerwellbuch. […] Das Dauerwellbuch soll für dich ein Heiligtum sein“– erläutert.
Extra-Lesetipp für Abenteuerlustige – Die Rasur im Löwenkäfig.

"Frisierkunst der Mode" (die Ausgaben von 1919 bis 1937 sind bereits online) hingegen lässt Bilder sprechen und zeigt neue Modefrisuren, Haarschmuck aus Straußenfedern oder Friseurbedarf. Hier wurden anno dazumal nicht nur Geheimnisse rund um eine gesunde Haarpracht, sondern auch um die Schönheit von Teint, Lippen, Augen und Wangen (unbedingt sommersprossenfrei in den 1930ern!) gelüftet, unter anderem in sogenannten heiklen Kapiteln wie „Ihr Lippenstift, gnädige Frau“.
Lesetipp – die ideale Frau 1934

Das Team von ANNO wünscht Ihnen interessante Lektüre zu haarigen Themen!

Das Wort der Frau

Diese österreichische, auf die Interessen der weiblichen Bevölkerung fokussierte Zeitung Das Wort der Frau erschien zwischen 1931 und 1933 jeden Sonntag, wobei die Bestände aus den ersten beiden Erscheinungsjahren bereits zum Großteil digitalisiert wurden und in ANNO einsehbar sind. Ab der 22. Ausgabe (August 1931) trug das Blatt den Untertitel Unabhängiges Sonntagsblatt für die kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Frau. Deutsches Organ des „Frauenweltbundes für Internationale Eintracht“ (Genf); des „Internationalen Verbandes für Gleichheit der Rechte“ (London); der „National Women’s Party, USA“ (Washington) und der rumänischen Frauenpartei und war demnach auch international vernetzt. Das inhaltliche Spektrum der Zeitung ist breit gefächert und bietet nicht nur Hilfestellungen für Haushalt und Ehe, sondern auch „wissenschaftliche Artikel“ (z.B. über die Frage Warum niesen wir?). Zudem sind einige Seiten jeder Ausgabe politischen Geschehnissen und der Rolle der Frauen im politischen Geschehen gewidmet. Ebenso lassen sich für die damalige Epoche durchaus moderne Anstöße wie beispielsweise die Rundfrage Welche Ergebnisse hat der Einfluß und die Tätigkeit der Frauen außer dem Hause bisher gezeigt? finden. Zwischendurch stößt man sogar auf zaghafte Kritik an der Rolle der Frau im Haus, und das Wort der Frau versucht, der Hausarbeit einen Wert zuzuschreiben: Warum werden bloß immer Politiker, Künstler und andere Zeitgrößen der Ehre des Interviews gewürdigt? Die Wirtschaft, das kleine Leben, das schlicht und bescheiden weitergeht , die Bedürfnisse, die sich von einer Mahlzeit zur andren anreihen und immer wieder befriedigt werden müssen, sind heute neben unseren großen Sorgen von solcher Bedeutung, daß es nicht unwichtig scheint, eine moderne Hausfrau über ihren Kampf mit dem Alltag ein wenig auszuforschen.

Feuerwehr-Signale

Ausschnitt Titelblatt Feuerwehr-Signale, 1.10. 1884, II. Jahrgang Nr. 1

Am 15. August 1865 begann mit der ersten Ausgabe der Oesterreichischen Feuerwehr-Zeitung der Reigen der Feuerwehrzeitungen in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Mit dem Erscheinen der Wiener Feuerwehr-Zeitung und der Feuerwehr ab 1871 wurde es zunehmend bunter und abwechslungsreicher. Interessant ist, dass diese ersten Feuerwehrzeitungen allesamt Privatunternehmungen waren und noch keine organisierten Verbände hinter ihnen standen. Erste echte Verbandsorgane gab es ab 1885/86 in Oberösterreich, der Steiermark und Niederösterreich (Mitteilungen des NÖ Landesfeuerwehrverbandes).
Mitten in dieses bunte Bild fügt sich die am 1. Oktober 1883 erstmals ausgegebene neue Feuerwehrzeitung mit dem Titel Feuerwehr-Signale ein. Die in Wien erscheinende Zeitung war ein großformatiges, bald auch recht umfangreiches Blatt und vermutlich weit verbreitet. Herausgeber war zunächst Josef Carl Reeder, Beamter der Gemeinde Wien und Gründungsmitglied des Ersten N. Ö. Feuerwehr‐Unterstützungs‐Vereins, später Paul Gerin. Die Berichte über einzelne Feuerwehren sind sehr reichhaltig, es finden sich auch viele Beiträge über technische Fragen in dem Blatt. Die Feuerwehr-Signale konnten ihren „Verbands-unabhängigen“ Status bis zum Ende behalten. Am 5. Februar 1917 erschien die letzte Ausgabe der Feuerwehr-Signale, die 1919 ihre Fortsetzung in der Deutschösterreichischen Zeitschrift für Feuerwehr‐ und Rettungswesen fanden. Letztere wiederum wurde 1920 in Der Brandschutz umbenannt, der dann noch bis 1943 erscheinen sollte und vom langjährigen Kommandanten des Landesfeuerwehrverbandes der freiwilligen Feuerwehren Wiens, Robert Keller, herausgegeben wurde.
Text: Dr. Christian Fastl

Extraausgaben des 1. Weltkrieges

Im Rahmen des Projektes Europeana Collections 1914-1918 wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften sowie auch Plakate aus den Jahren des ersten Weltkrieges digitalisiert und online zur Verfügung gestellt. In diesem sowie im folgenden Jahr werden zahlreiche weitere Titel hinzugefügt.
Einen besonderen Stellenwert nehmen die in der Bild- und Grafiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrten Extraausgaben ein. Diese zum Teil in sehr geringer Auflage erschienen Tageszeitungs-Ausgaben bestehen oft nur aus Einzelblättern und sind meist nur in wenigen Sammlungen enthalten.
Zur leichteren Recherche wurden die Extraausgaben unter einem Titel „Extraausgaben des 1. Weltkrieges“ in der bewährten Tagesstruktur von ANNO abgelegt. So können die einzelnen Ereignisse, beginnend mit der Ermordung des Erzherzogpaares, leicht im Überblick recherchiert und nachgelesen werden.
Hier finden Sie alle digitalisierten Extraausgaben.


Wiener Theaterzeitung

Die Wiener Theaterzeitung wurde 1806 gegründet und erschien bis zum Jahre 1860 unter wechselnden Titeln. (u.a. Wiener allgemeine Theaterzeitung, Wiener allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens). Die von
Adolf Bäuerle (*9. April 1786 in Wien, + 19. September 1859 in Basel) im Alter von 18 Jahren gegründete Zeitung erschien mehrmals wöchentlich und war lange Zeit die auflagenstärkste Zeitung in ganz Österreich (bis 1847, Auflage ca. 5.000-6.000 Stück). Der Gründer war der einzige Redakteur der Zeitung, welcher auch häufig Theaterkritiker wie Moritz Saphir, Johann Nepomuk Hofzinser, Hermann Günther Meynert und Friedrich Witthauer einlud. Die ab 1818 mit illustrierten Beilagen ausgestattete Zeitungen widmete sich nicht nur dem Theater sondern auch der Musik, Poesie sowie allgemeinen Neuigkeiten aus Wien und anderen Kulturmetropolen. Aufgrund des großen Interesses wurden während des Erscheinens der Theaterzeitung auch publizistische Innovationen, wie dem Schnellpressendruck sowie der Formatänderungen, rasch umgesetzt. Einige Jahrgänge dieser häufig angefragten Zeitung aus dem frühen 19. Jahrhundert konnten bereits digitalisiert werden, weitere Jahrgänge werden in der nächsten Zeit laufend online gestellt.