Wien, Schotten
Benediktinerstift Schotten, Wien


Freyung 6
1010 Wien
(01) 534 98
Homepage: http://www.schottenstift.at/
E-Mail: schotten@schottenstift.at
Bibliothek: Prof. Gerhard Schlass (telefonisch nicht erreichbar, Fax 01-534 98-265)
E-Mail Bibliothek: archiv.bibliothek@schottenstift.at

 

Benützung: Ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke nach Voranmeldung und Vereinbarung mit Prof. Schlass per E-Mail oder Fax

G: Das Schottenstift geht auf eine Gründung durch Heinrich II. Jasomirgott (ab 1156 Herzog von Österreich) zurück, der 1155 iroschottische Mönche aus St. Jakob in Regensburg in die Nähe seiner Residenz „Am Hof“ berief, wo sie Kloster und Kirche errichteten. Als unter Albrecht V. von Österreich das Kloster auch für deutsche und österreichische Patres geöffnet wurde, wanderten die iroschottischen Mönche in ihr Heimatkloster zurück, das Wiener Kloster wurde von Benediktinern aus Melk besiedelt. Von Anfang an nahmen die Pflege der Wissenschaften sowie die Nähe und Verbundenheit zur Wiener Universität einen großen Stellenwert im klösterlichen Leben ein. Die Bibliothek florierte durch den Ankauf von Handschriften und Produktion der eigenen Schreibstube. Abt Martin von Leibitz (1446-1461) richtete einen Bibliotheksraum ein und erließ eine Bibliotheksordnung. Zuwachs kam aus den Nachlässen namhafter Professoren, darunter Urban von Melk und Nikolaus von Dinkelspühel. Die Öffnung der Schottenbibliothek für Außenstehende veranlaßte die Stiftung der umfangreichen Juridica-Sammlung von Joannes Polczmacher (Jurist an der Wiener Universität), die weitere Schenkungen juristischer Literatur nach sich zog. So fällt etwa ein Viertel der erhaltenen Frühdrucke in den Bereich der Rechtswissenschaften. Das erste gedruckte Buch ließ Abt Matthias Vinkh 1470 kaufen – das Catholicon des Johannes Balbus (Augsburg: Zainer 1469).

Beeinträchtigungen durch Verwüstung und Brand erfuhren Bibliothek und Archiv während der Türkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683. In der Folgezeit wurde die Büchersammlung jedoch immer wieder durch großzügige Ankäufe vermehrt, wie die Supralibros der einzelnen Äbte auf den Buchdeckeln dokumentieren. Aus der Zeit des Abtes Carl Fetzer (1705-1750) stammt der älteste erhaltene Bibliothekskatalog, seit 1719 sind die Bibliothekare namentlich bekannt. Nach dem Um- und Neubau des Stiftes erfolgte nach 1832 die Überstellung der alten Büchersammlung in den klassizistischen neuen Bibliotheksraum. Die Inkunabeln fanden besondere Förderung unter Abt und Bibliothekar Othmar Helferstorfer (1861-1880), der 35 Wiegendrucke erwarb (z.T. über den befreundeten Augsburger Antiquar Fidelis Butsch) und 1876 das erste Inkunabelverzeichnis von P. Johannes Ress erstellen ließ. Einige Inkunabeln und Handschriften befanden sich auch unter seinem in die Stiftsbibliothek eingegangenen Nachlaß von 12.000 Bänden. P. Vinzenz Knauer vollendete vor 1900 einen Katalog zum Hauptbestand und reformierte die Aufstellung. 1904 erschien der unter Verwendung zeitgenössischer Literatur von Albert Hübl erstellte Katalog zu damals 466 Inkunabeln in Druck. Daß die heute vorhandene Sammlung etwas kleiner ist, geht in erster Linie auf Veräußerungen während der Wirtschaftskrise in den dreißiger Jahren zurück. Einige wertvolle Drucke, die wegen der befürchteten Stiftsaufhebung im Zweiten Weltkrieg Laien zur Aufbewahrung übergeben wurden, kamen nach 1945 nicht mehr zurück.

INK: 454, davon 22 Mehrfachexemplare. Angaben nach revidiertem und ergänztem Handexemplar des Stiftes von Albert Hübl: Die Inkunabeln der Bibliothek des Stiftes Schotten in Wien. Wien, Leipzig 1904.
Nicht bestimmt: Hübl 245, Vitas patrum=GW M50858 (16. Jh?).

 
Stand: Oktober 2002