Wien, ÖNB
Österreichische Nationalbibliothek, Wien


Josefsplatz
1015 Wien
(01) 534 10
Homepage: www.onb.ac.at

Benützung der Inkunabeln im Lesesaal der Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Haupteingang Josefsplatz:

Achtung: Aushebung aller Bestellungen nur einmal pro Woche: Mittwoch vormittags!

Tel.: 53410-289, E-Mail: had-slg@onb.ac.at
Montag, Mittwoch, Freitag 9 - 16 Uhr
Dienstag und Donnerstag 9 - 19 Uhr (ausser Juli, August, September)

Inkunabelsammlung: 53410-234, Dr. Konstanze Mittendorfer

G: Die mittelalterlichen Anfänge der kaiserlichen Bibliothek verkörpern Handschriften (1368 Evangeliar des Johannes von Troppau). Aus dem Bücherschatz Friedrich III. lassen sich zumindest 4 Inkunabeln noch in der heutigen Sammlung nachweisen (Ink 2.E.6, 3.H.12, 26.E.18, 25.G.24). Der habsburgische Bücherbesitz unter Maximilian I. (†1519) war auf die Residenzen in Wiener Neustadt, die Wiener Burg und seit etwa 1500 Innsbruck (1570 Schloß Ambras) verteilt. Erster offizieller Bibliothekar für die etwa 8000 Bände umfassende Sammlung in Wien, untergebracht im Minoritenkloster, wurde 1575 der Niederländer Hugo Blotius (1534-1608). Er begann mit der alphabetischen Katalogisierung des Bestandes. 1665, nach dem Aussterben der Tiroler Linie, wurde auch der Großteil der habsburgischen Büchersammlung aus Schloß Ambras nach Wien verlagert, darunter laut Inventar 33 Inkunabeln. 1654 wurde die Bibliothek Philipp Eduard Fuggers (1546-1618) in Augsburg mit 15.000 Bänden gekauft. Für den Inkunabelbestand von Bedeutung ist die Bibliotheca Windhagiana des Joachim Graf von und zu Windhag (1600-1678, 99 Inkunabeln).
1726 wurde der neue barocke Bibliothekssaal am Josefsplatz von Vater und Sohn Fischer von Erlach fertiggestellt – standesgemäßer Aufbewahrungsort der kaiserlichen Büchersammlung und Apotheose des Auftraggebers, Kaiser Karl VI. (1685-1740). Im Mitteloval fand bald darauf die 1737 gekaufte Bibliothek von Prinz Eugen von Savoyen Platz, 15.000 Bände und 200 Inkunabeln in einheitlichen Maroquin-Einbänden. Die Umstrukturierung der Wiener Bibliotheken brachte 1756 360 Inkunabeln aus der alten Wiener Universitätsbibliothek, darunter mit der Bibliothek des Bischofs Johann Fabri (1478-1541) um 1500 erworbene Bücher aus dem Besitz der Wiener Humanisten Johannes Cuspinian (1473-1529, 99 Inkunabeln) und Johann Alexander Brassican (um 1500-1539). 1780 kam die unzureichend betreute Sammlung der Alten Wiener Stadtbibliothek mit 350 Inkunabeln in die Hofbibliothek. In den 1780er Jahren, unter dem Präfekten Gottfried van Swieten, folgten jene Bestände aus aufgelassenen Klöstern, die von leitenden Beamten aus den der Hofbibliothek vorzulegenden Bestandskatalogen ausgewählt werden konnten, darunter das heute einzige Exemplar der Gutenbergbibel in Österreich (aus dem Dominikanerinnenkloster Maria Steinach bei Meran). 1783 ließ van Swieten die Bibliothek des Louis-César La Baume Duc de La Vallière (†1780) mit mehr als 250 Inkunabeln ersteigern.
Mit der Umwandlung der k.k. Hofbibliothek zur Nationalbibliothek der Ersten Republik Österreich kam der letzte außerordentliche Zuwachs – 655 Inkunabeln aus der 1921 eingegliederten Fideikommiß-Bibliothek der Habsburger.
Die laufende Aussortierung der Inkunabeln aus dem Druckschriftenbestand führte Ende der 1780er Jahre zur Einrichtung eines „Typographischen Cabinets“, das damals etwa 6000 Drucke umfasste. Mit der Gründung der nach einzelnen Bestandsgruppen der Hofbibliothek gegliederten Sammlungen verblieben die Inkunabeln vom frühen 19. Jh bis 1995 in der Handschriftensammlung. Der 1845 begonnene handschriftliche Zettelkatalog nach Autoren wird bis zur Gegenwart weitergeführt.
1995 bis 2007 fielen die Inkunabeln in den Zuständigkeitsbereich der "Sammlung für Inkunabeln, alte und wertvolle Drucke". Der gesamte Fonds wurde mit säurefreien Hüllen versehen und als Teil des Projektes "Inkunabelzensus Österreich" erstmals online dokumentiert. Eine umfassende Exemplarkatalogisierung wurde für die Drucke des Katalogabschnittes A-B abgeschlossen (Otto Mazal: Inkunabelkatalog der Österreichischen Nationalbibliothek. Band 1: A-B. Wiesbaden 2004). Mit der Neugründung der "Sammlung von Handschriften und alten Drucken" (April 2008) kommen der Präsentation der Inkunabeln im Rahmen der neuen Medien (Katalogisierung und buchschonende Digitalisierung) besondere Aufmerksamkeit zu.

INK: Derzeit verzeichnet 6746 Ausgaben und 1151 Mehrfachexemplare. Die Überprüfung der Angaben des im 19. Jh begonnenen handschriftlichen Kapselkataloges ist für einige Exemplare noch nicht abgeschlossen.

Der Inkunabelzensus Österreich verzeichnet alle ÖNB-Exemplare mit Bibliotheks-Signaturen.

Stand: April 2009