St. Florian, Chorherren
Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, Oberösterreich


Stiftstraße 1
4490 St. Florian
Homepage: www.stift-st-florian.at

(07224) 8902-54 Bibliothek: DDr. Karl Rehberger, Dr. Friedrich Buchmayr
E-Mail: bibliothek@stift-st-florian.at

 

Benützung: Nach Voranmeldung. Montag – Donnerstag 8-12, 14-16 Uhr; Freitag 8-12 Uhr.

G: Die im 9. Jh als Kanonikerstift bezeugte Niederlassung wurde 1071 auf Veranlassung von Bischof Altmann von Passau von regulierten Augustiner-Chorherren neubegründet. Erste Kodizes für Liturgie und Seelsorge wurden um 1345 in der Sakristei aufbewahrt. Von 1250 bis 1330 läßt sich in St. Florian eine bedeutende Schreib- und Illuminatorenschule nachweisen, die im 15. Jh einen zweiten Aufschwung erlebte. Eine über die Aufbewahrung einzelner Kodizes hinausgehende kontinuierliche Bestandsvermehrung von Büchern und damit die Gründung der Stiftsbibliothek im eigentlichen Sinne wird mit Propst Leopold Zehetner (1612-1646) verbunden, unter dem die Sammlung von knapp 500 Büchern auf beinahe 4000 anwuchs und der erste Bibliothekskatalog entstand (1637). Weitere Höhepunkte waren der Neubau eines großen Bibliothekssaales um 1750 und die damals von Propst Johann Georg Wiesmayer (1732-1756) mit Unterhändlern in den wichtigsten europäischen Städten systematisch angekauften Bestände. Die Kataloge verzeichneten bald über 15.000 Bände. Um 1780 entstand der erste Inkunabelkatalog, chronologisch angelegt von Michael Ziegler.
Hinzu kamen reiche Bestände aus privaten Sammlungen, darunter etwa 3000 Bände des Linzer Advokaten Johann Carl Seyringer (†1729), 2700 Bände von Wolf Martin Ehrmann von Falkenau (†1756) sowie zahlreiche Handschriften und Inkunabeln aus dem Besitz des Linzer Bischofs Thomas Gregor Ziegler (†1852), dessen Stammkloster Wiblingen 1806 aufgehoben worden war.
Im 19. Jh standen die Ankäufe im Zeichen des Wirkens zahlreicher Chorherren von St. Florian an Gymnasium und Theologischer Lehranstalt in Linz. Ab 1849 bestand in St. Florian selbst eine eigene theologische Lehranstalt, die umfangreiche Ankäufe theologischer Werke nach sich zog, darüber hinaus nahm die geschichtswissenschaftliche Literatur (Florianer Historikerschule) besonders großen Raum ein. In den 1860er Jahren wurden die Bücher von Bibliothekar Albin Czerny nach 15 Abteilungen geordnet und im barocken Saal sowie sieben Nebenräumen so aufgestellt, wie dies auch heute noch für den historischen Bestand zutrifft. 1930 konnte der Nachlaß des Wiener Orientalisten Rudolf Geyer (1861-1929) erworben werden, eine der größten Sammungen arabischer Literatur in Mitteleuropa. Heute umfaßt die Stiftsbibliothek mehr als 150.000 Bände, davon sind ca. 60.000 Titel vor 1900 erschienen.

INK: 875, davon 69 Mehrfachexemplare. Angaben nach dem aktuellen handschriftlichen Inkunabel-Bandkatalog, ergänzt durch Autopsie einiger Drucke vor Ort im Mai 2005.
Ink I.2554 (Cato, Strassburg: Matthias Brant) ist Unikum; Ink X.367.A und Ink X.365(GW M1130510) sind Drucke des 16. Jhs.

Lit: Holter, Kurt: Bibliothek und Archiv, Handschriften und Inkunabeln. In: Die Kunstsammlungen des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Florian. Wien 1988 (Österreichische Kunsttopographie, Bd. 48) S. 29-92.

 
Stand: Mai 2005