Schwaz, Franziskaner
Franziskanerkloster Schwaz, Tirol


Gilmstraße 1
6130 Schwaz
(05242) 63265
Homepage: http://www.franziskaner-schwaz.at
Bibliothek: Br. Simon M. Czerwenka DW 66
E-Mail: Bibliothek.schwaz@franziskaner.at

 

Benützung: nach Vereinbarung.

G: Auf Betreiben der Bergwerksherren und Bürger von Schwaz wurde die Gründung des Franziskanerklosters 1507 von Maximilian I. genehmigt. Ab 1580 war es der neugegründeten Tiroler Franziskanerprovinz (Tirol, Salzburg, Kärnten und Oberösterreich) zugehörig. Zum Kloster zählte bereits in der Anfangszeit eine große Büchersammlung. Die Herkunft des noch heute großen Bestandes an Inkunabeln ist nicht bezeugt, sämtliche Bände weisen den Schwazer Bibliotheksstempel auf. Möglicherweise wurden in der Zeit der Türkenkriege Drucke von Wien nach Schwaz ausgelagert. Andere Codices kamen als Schenkungen von Bürgern (v.a. Schwazer Gewerke Stöckl und Tänzl) und Geistlichen der Region. Werke aus der ersten Hälfte des 16. Jhs brachte die Bibliothek des Weihbischofs von Brixen, Johannes Nas (1534-1590). Das Kloster in Schwaz wurde im Laufe seiner Geschichte nie aufgehoben oder beschädigt, sodaß die bemerkenswerte Sammlung vorwiegend theologischer Literatur von Beginn des Buchdrucks an erhalten blieb.
Im Kloster fand seit 1580 die ordensinterne Klerikerausbildung statt, was sich auf den Stellenwert und die Aktualität des Buchankaufs auswirkte. Darüberhinaus wurde der größte Teil der Bibliothek des 1785 aufgehobenen Franziskanerklosters Innsbruck inkorporiert (bereits vorhandene Werke gelangten ins Franziskanerkloster Lienz). Dieser Bestand ist durch den Innsbrucker Bibliotheksstempel gekennzeichnet. 1846 kamen ca. 150 Bände aus dem durch Brand zerstörten Kloster Reute hinzu.
1925 wurden in wirtschaftlicher Notlage einige wertvolle Werke, darunter auch Inkunabeln (vor allem zur Botanik und Medizin) an einen Münchner Antiquar verkauft.
Im 20. Jh war Schwaz das zentrale Studienkloster der Tiroler Franziskanerprovinz, die damals auch Missionsgebiete in China und Bolivien betreute. Mit der Einstellung des ordenseigenen Studiums 1972 verlor die Bibliothek an Bedeutung. Seit 1999 wird die Büchersammlung jedoch wieder sachkundig von einem Bibliothekar betreut (s. Online-Kataloge/Homepage). Der nach Sachgebieten geordnete Bestand weist etwa 21.000 vor 1900 erschienene Werke auf.

INK: 467, davon 15 Mehrfachexemplare.
Angaben nach Inkunabel-Online-Katalog und altem hschr. Katalog, z.T. nach digitalen Abbildungen ergänzt. Keine Information über Vollständigkeit der Exemplare.

Ink S3/6-284 Voragine, Leben der Heiligen: unvollständig, wohl H 9987 (39 Z., 2 Sp., Hlze, Kol.tit, Typen Schönsperger)
Ink S3/7-387, 387bgf1 Thomas a Kempis: Imitatio Christi. Daran: De contemptu mundi. Johannes Gerson: De meditatione cordis (88ff, wanting ff.87,88, 31 Z.) = GW M46718, Beleg Schwaz
Ink S4/7-334 de Lasko, Quadragesimale, 45 Z. = Hagenau, Gran 1501
Ink S4/8-358 Rampigollis, Biblia aurea = Paris, Jean Petit [1513]

Nicht identifiziert:
Inkunabelfragmente: S4/5-252, S4/5-253, U4/1-6 (Buchdeckel: aufgeklebtes Blatt aus Wenzel Faber de Budweis, Prognostikon für Leipzig?), S3/7-395 (Buchdeckel: aufgeklebtes Fragment von 12 Z. Peraudi, Raimundus: Ablaßbrief zum Besten des Kampfes gegen die Türken, um 1500, lat.)

Ink S4/8-359 enthält eine weitere unfirmierte Oratio (Beginn fehlt, gedruckt von Stephan Plannck).
Ink S2/1-30bgf2 Baldus de Perusio: Repetitio L. Pater filium de in officioso testamento (“MCCCLXXiX”)
Ink S3/3-130 Speculum exemplorum (?, unvollständig, Beginn f.XVI)
Ink S3/7-389 Thesaurus spiritualis (?, Anfang und Ende fehlt, Kal., Officium sponsi iesu; Hlze, 25 Z., nicht GW 5813)

LIT: Br. Simon M. Czerwenka: Geschichte der Bibliothek der Schwazer Franziskaner. In: Tiroler Heimatblätter 2 (2005)

 
Stand: Oktober 2005