Michaelbeuern, Benediktiner
Benediktinerstift Michaelbeuern, Salzburg


5152 Michaelbeuern
(06274) 8116
Homepage: www.abtei-michaelbeuern.at

Bibliothek: P. Michael 8116-3034 oder 2017

 
Benützung nur nach schriftlicher Voranmeldung.

G:
Zur Zeit des Salzburger Abtbischofs Flobrigis existierte um 736 in Michaelbeuern eine Mönchszelle. Nach der Unterbrechung des klösterlichen Lebens durch die Ungarnkriege begann 977 mit der Güterschenkung durch Kaiser Otto II. der Wiederaufbau. Unter Pfalzgraf Hartwig I. kam es zur Neustiftung der Abtei. Nach der Weihe der romanischen Pfeilerbasilika 1072 durch den Patriarchen Sighard von Aquilea und Erzbischof Gebhard von Salzburg existierte Michaelbeuern als adeliges Doppelkloster.
Die Anfänge seiner Büchersammlung bildeten die zunächst in der Sakristei aufbewahrten Bücher für liturgische Zwecke. Aus der Frühzeit der Bibliothek ist wenig bekannt. Unter Abt Walther (1161-1190) erlebte Michaelbeuern eine Blüte; er erwarb die nach ihm benannte (heute unvollständige) Riesenbibel, die um 1140 geschrieben wurde. Der Brandkatastrophe im Jahr 1364 fielen u.a. zahlreiche Handschriften zum Opfer. Aus dem 15. Jh sind Ausgaben für Bücherkäufe, Löhne für Schreiber und Buchbinder im Dienstbuch des Abtes Georg Liebenknecht (reg. 1440-1472) dokumentiert. Der Abt und sein Nachfolger sowie der Mönch-Diakon Leonardus (Pergament-Antiphonar 1458) sind als Schreiber bezeugt. Im 16. Jh dürfte die Bibliothek lediglich aus „etlich alte Bücher“ in einer „Stuben“ bestanden haben (Bericht 1592), ein damals erwähnter Katalog ist nicht überliefert. Der älteste erhaltene Bestandskatalog wurde 1664 von P. Konrad Mader angelegt. Einige Ankäufe und Bindeaufträge sind über diverse Supralibros der Äbte zu datieren. So kaufte Abt Wolfgang Burger (reg. 1585-1592) die Büchersammlung des Schörflinger Pfarrers Johannes Süß, Abt Lampert Pichler (reg. 1626-1636) u.a. 8 Inkunabeln und 10 Frühdrucke von einem Georg Lupperger.
Der Bestand wuchs insbesondere im 17. Jh durch nachgelassene Bibliotheken einiger Pfarrherren (Konrad Knör, Georg Kugler, Georg Pfaffel, Johann Kaspar Siffert, Michael Mayr, Tobias Khnaffer) und Gönner (Dr. Johannes Christoph Mezger). 1738 kamen 470 Bände des Pfarrers Wolfgang Carl Daniel. Die Einbindung vieler Stiftsangehöriger als Lehrende oder Lernende in den Studienbetrieb der Salzburger Universität trug zu Ausbau und Förderung der Bibliothek bei.
Ein barocker Bibliothekssaal wurde unter Abt Anton Moser 1769 begonnen, jedoch erst 1796 mit Bücherkästen versehen.
Von Klosteraufhebung und Kriegswirren verschont, wurde die Büchersammlung lediglich durch Notverkäufe in der Zwischenkriegszeit in Mitleidenschaft gezogen. Davor erfolgte die umfassende Katalogisierung durch P. Augustin Jungwirth aus dem Benediktinerstift St. Peter (Salzburg), der als Bibliothekar auch in Michaelbeuern wirkte. Danach wurden Bestände aus der Stadtpfarre Mülln (Salzburg, 1835 war das ehemalige Augustiner-Eremitenkloster Mülln den Benediktinern in Michaelbeuern übertragen) nach Michaelbeuern verbracht.
Die alte Bibliothek ist mittlerweile durch weitere Räume (Handschriftenzimmer) und ein modernes Büchermagazin ergänzt worden.

INK: 358, 335 Ausgaben und 23 Mehrfachexemplare.
Die Angaben nach dem Katalog von Augustin Jungwirth wurden 2003 von Beatrix Koll (UB Salzburg) überarbeitet und im Inkunabelzensus verzeichnet.

 
Stand: Februar 2005