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G: (Nach Stefan Körner) Die Bibliotheca Esterházyana geht auf Nikolaus Graf Esterházy (1582-1645)
zurück, den „Begründer“ der Fürstenfamilie und ihrer gewaltigen Besitzungen im heutigen Ungarn,
Österreich, in der Slowakei und Ukraine. Während der Zeit der Türkenbelagerung residierte er als Palatin, Vertreter
der Habsburger in Ungarn, in Schloß Lackenbach, wo er durch Heirat und Erbe in den Besitz der bedeutenden Bibliotheken des
Graner Erzbischofs Nikolaus Oláh (1493-1568) und des Palatins Georg Graf Thurzó de Bethlenfalva (1567-1616) gelangte.
Besonders protestantische Drucke des 16. Jhs kamen vom Bruder Nikolaus’, Thomas Esterházy de Nebojsza (1570-1615) hinzu.
1622 erhielt Nikolaus die Grafschaft Forchtenstein (Residenz seit den 1630er Jahren) und die Herrschaft Eisenstadt und baute seine
Büchersammlung dort weiter aus.
Sein Sohn Paul (1635-1713), ab 1687 der erste Fürst Esterházy, ließ die Büchersammlung auf Burg Forchtenstein
neben der Schatz- und Wunderkammer erweitern, widmete sich nach 1683 aber auch dem Ausbau des Schlosses in Eisenstadt, in dem ein
großer Bibliothekssaal eingerichtet wurde. In seinem Testament von 1696 verfügte er die Überführung der
Büchersammlung in das von seinem Vater gestiftete Franziskanerkloster Eisenstadt, wo sie als Teil des von ihm begründeten
Fideikommiss als unveräußerlicher Familienbesitz aufbewahrt und vermehrt werden sollte. Die Stiftung wurde jedoch erst
1756 verwirklicht. Um 1884 befand sich die Bibliotheca Esterházyana im Franziskanerkloster in schlechtem Zustand und
großer Unordnung. Aber erst 1936 ließ Paul V. (1901-1989) die Bücher in Kisten ins Schloß Eisenstadt
überführen. Diese Kisten mit ca. 2000 Bänden transportierten 1945 russische Truppen nach Moskau, wo bis heute ein
Großteil der Bibliotheca Esterházyana in der Bibliothek für Ausländische Literatur lagert. Ein zweiter Teil,
der in der Nachkriegszeit über die damalige DDR nach Ungarn gelangte, befindet sich seit 2003 wieder im Privatbesitz der Familie
Esterházy.
Neben der ältesten gestifteten Bibliothek entstanden über die Jahrhunderte auf den diversen Besitzungen der Esterházy
weitere Büchersammlungen. Insbesondere die von Fürst Nikolaus II. (1765-1833) im Wiener Palais der Familie in Mariahilf
zusammengeführte Bibliothek galt den Zeitgenossen als besonders bedeutend. Sie wurde 1862 mit anderen Sammlungen nach Eisenstadt
in das Gebäude der Fürstlichen Kanzlei übersiedelt und umfaßte etwa 70.000 Bände. Mit der Umorganisation der
Güterdirektion nach der Teilung der Güter der Esterházy in einen österreichischen und einen ungarischen Teil
1921 ist die riesige Bibliothek wieder im Schloß Eisenstadt untergebracht.
INK: 13, davon 7 derzeit noch in Moskau (Angaben der Exemplare in Österreich nach digitalen Aufnahmen). Hinzu
kommen 5 weitere Drucke in Moskau, die aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten nicht eindeutig identifiziert werden konnten
(möglicherweise nichterkannte Adligate):
Ink 14028=LM-508 Hortulus animae
Ink 14043=LM-523 Sulpicius
Ink 14326=LM-908 Breviarium Romanum 1481
Ink 14681=LM-1404 Valensis
Ink 14683=LM-1406 Gallensis
16.Jh: LM-792, LM-3676, 15625
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