Editorische Richtlinien innerhalb des Einzelheftes

Die Transkription der Tagebücher, Notizhefte und Skizzenbücher folgt, was Einteilung, Abschnitte, Absätze, Orthographie und
Hervorhebungen anbelangt, dem Bahrschen Original. Daß eine Wort-für-Wort-Wiedergabe der leichten Lesbarkeit des Textes nicht
zuträglich ist und dementsprechend auch schon in Rezensionen moniert wurde, ist angesichts des fragmentarischen Charakters
der Aufzeichnungen naheliegend, jedoch würden jegliche Eingriffe in die Beschaffenheit des Bahrschen Textes sowohl eine grobe
Verletzung gegenwärtiger Editionspraxis darstellen, als auch - und nun gerade bei Bahr - die typischen Textstrukturen verwischen.
- Tatsächlich waren auch die Bearbeiter genötigt, in einzelnen, aber hoffentlich nachvollziehbaren Punkten Entscheidungen zugunsten
einer Abweichung vom Original zu treffen:
- 1.) Zeilenspiegel und Seitensprung des Bahrschen Originals konnten nicht wiedergeben werden. Selbstverständlich ist damit
ein Informationsverlust gegenüber dem Original gegeben, ein anderes Vorgehen wäre jedoch mit weit höheren Produktionskosten
der Edition verbunden gewesen.
- 2.) Aus den gleichen Gründen konnten Skizzen und Zeichnungen Bahrs nicht wiedergegeben werden. Deren Vorkommen wird jedoch
innerhalb des textkritischen Apparats vermerkt.
- 3.) Bei fehlenden Satzzeichenentsprechungen wie z. B. bei Anführungszeichen oder Klammern, die nicht geschlossen waren, und
bei fehlenden diakritischen Zeichen (Akzent, Cedille, Umlautzeichen usw.) wurden selbige stillschweigend ergänzt bzw. korrigiert.
Der textkritische Apparat, bewußt kurz gehalten, versucht die wichtigsten Hinweise für eine philologisch getreue Rekonstruktion
des Bahrschen Originals zu geben. Dazu zählen vor allem die Kennzeichnung von Streichungen, Varianten, Angaben zu nicht wiedergegebenen
Zeichnungen und Skizzen Bahrs sowie eine Unterscheidung zwischen Notaten in Bahrs eigener Handschrift und solchen von anderer
Hand, zumeist der seines Schreibers. Auch hierbei bemühten bzw. bemühen sich die Bearbeiter, den kritischen Apparat nicht
auf Kosten der Lesbarkeit des Textes übermäßig anschwellen zu lassen. So unterblieben [3/ S. 184:] z. B. Hinweise auf den Wechsel des Schreibmaterials (Tinte / Bleistift usw.), so viel dies auch über die jeweilige Schreibsituation
Bahrs aussagen mag.
Neben diesem kritischen Apparat, der seine Informationen hauptsächlich in Fußnotenform zugänglich macht, bietet die Tagebuchedition
auch einen Endnotenteil, der dem einzelnen Heft angehängt ist. Die erste Endnote zitiert die formale Erfassung des Heftes
im Wortlaut Erna Krampfs, d. h. dem Leser werden Angaben zur Datierung, zum Genre (Tagebuch, Skizzenbuch, Notizheft oder Kalender)
und zur Beschaffenheit des Originals (Buch, Heft, Kuvert mit losen Blättern, Kassette usw.; Format, Seitenzahl) gegeben. Ein
kurzer Folgetext der Bearbeiter korrigiert - falls notwendig - die Datierung, faßt die wichtigsten inhaltlichen Akzente zusammen
und stellt das Heft in größtmöglicher Kürze in einen biographischen Kontext.
Die folgenden Endnoten bringen bibliographische Hinweise. Sie dienen der Vervollständigung von bibliographischen Angaben im
Text. Ihre Notwendigkeit scheint dadurch gegeben, daß auf der einen Seite von einer eigentlichen Kommentierung der Bahrschen
Tagebücher vor der Fertigstellung der Textbände abgesehen wurde, auf der anderen Seite die Benützer ein naheliegendes Interesse
an Lesehilfen eingefordert hätten. Diesen bibliographischen Hinweisen kommt nun sicherlich eine kommentarähnliche Funktion
zu, sie lassen sich aber nur als erste Orientierung und Hilfe für den Benützer verstehen.
- In drei Fällen scheinen uns bibliographische Hinweise von besonderer Dringlichkeit:
- 1.) Angaben zu Aufsätzen in Zeitschriften und Zeitungen werden bibliographisch ergänzt.
- 2.) Von Bahr zitierte selbständige Publikationen werden in eine Anmerkung aufgenommen, wenn eine Identifizierung durch Textstellen
und Seitenangabe möglich ist.
- 3.) Aufsatz-, Stück- und Prosaentwürfe Bahrs sowie Hinweise und Anspielungen auf unselbständig erschienene Texte Bahrs werden
unter Verweis auf die weiterführenden Skizzen im Nachlaß bzw. auf die publizierte Literatur ausgewiesen.
Das Personen- und Werkregister, das jeden Band beschließt, ist sicherlich der arbeitsaufwendigste Teil der gesamten Edition.
Es umfaßt zentrale Aspekte einer vorläufigen Kommentierung und erleichtert zudem den Zugang zu den Inhalten der Tagebücher
wesentlich. Benutzerfreundlichkeit ist also auch hier ein entscheidendes Kriterium, das die Anlage des Registers bestimmt.
Zu seiner Beschaffenheit ist anzumerken, daß es alle in den Tagebüchern genannten Personen mit Geburts- [3/ S. 185:] und Sterbedaten anführt und alle im Text zitierten selbständigen Publikationen mit Kurztitel ausweist.
Wurden in den ersten drei Bänden ausschließlich Buchpublikationen in das bio-bibliographische Register aufgenommen, so zeigte
sich mit Fortschreiten der Arbeiten, daß in diesem Punkt ab dem vierten Band eine notwendige Ergänzung zu treffen ist. Um
der seit der Bekanntschaft Bahrs mit der Opernsängerin Anna von Mildenburg, seiner späteren Frau, essentiell gesteigerten
Bedeutung der Musik im Tagebuch Rechnung zu tragen, wurden in diesem vierten Band Musikwerke, sofern sie als selbständige
Publikationen vorlagen, in das Personen- und Werkregister am Ende des Bandes aufgenommen.
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