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Namen und Abkürzungen
Richter, Helene
Lebensdaten
geboren 04.08.1861, Wien
gestorben 08.11.1942, KZ Theresienstadt
Berufe und Tätigkeiten
Anglistin, Theaterhistorikerin
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Biographie
Helene Richter wird in eine bürgerliche assimilierte jüdische Familie hineingeboren. Ihr Vater ist Chefarzt der k. k. Südbahn. Sie ist die ältere Schwester der Romanistin und ersten Universitätsprofessorin in deutschsprachigen Raum, Elise Richter, mit der sie eine Lebensgemeinschaft bildete. Die Schwestern wurden zu Hause privat unterrichtet. Anschließend bildete sich Helene Richter autodidaktisch und durch den Besuch von Vorlesungen an der Universität Wien als Gasthörerin, sowie durch ausgedehnte Reisen fort. Nach frühen dichterischen Versuchen wendet sie sich der wissenschaftlichen Publizistik zu. Bekannt wird sie vor allem durch ihre Dichtermonographien englischer AutorInnen wie William Shakespeare, George Eliot, Percy Bysshe Shelley, William Blake, Lord Byron und die Galionsfigur des Feminismus Mary Wollstonecraft. Im Jahr 1897 erschien – zuerst in Engelbert Pernersdorfers Monatsheften „Deutsche Worte“ und dann als eigene Publikation - Helene Richters Studie „Mary Wollstonecraft. Die Verfechterin der ‚Rechte der Frau’“ anlässlich des 100jährigen Geburtstages Wollstonecrafts. Die Schrift ist dem Andenken Helene Richters Mutter gewidmet. Als Wiener Theaterreferentin des Shakespeare Jahrbuches setzt sie sich zu einer Blütezeit des Wiener Theaters auch intensiv mit dem Schauspiel auseinander. Aufgrund ihres Werkes wird ihr im Jahr 1931 das Ehrendoktorat der Universitäten Heidelberg und Erlangen verliehen. Mit dem Argument „alte Bäume verpflanzt man nicht“ lehnen die betagten Schwestern Richter die Auswanderungsunterstützung der „International Federation of University Women“ ab. Im Oktober 1942 werden Helene und Elise Richter mit dem 45. Transport aus Wien nach Theresienstadt deportiert. Helene Richter stirbt dort wenige Wochen später am 8. November 1942. 2008 wird in Wien eine Gasse nach Helene Richter umbenannt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die bisherige Namensgeberin Margret Dietrich, NSDAP-Mitglied gewesen war. Die Helene-Richter-Gasse befindet sich in Floridsdorf an der Grenze zu Niederösterreich.
von Elisabeth Malleier
Lexikon
V: Maximilian, Dr. med., Chef d. San. Dienstes d. Südbahn; M: Emmy, geb. Lackenbacher. - Wien, XIX., Weimarerstraße 83.
Wer ist wer
Richter, Frl. Helene, Wien XIX, Karl Ludwigstrasse 69, geboren den 4. August 1861 in Wien. Ihr Vater war Arzt und ihre Kindheit eine ungetrübt glückliche. Seit dem Tode der Eltern lebt sie in grosser Zurückgezogenheit, die nur durch grössere Reisen unterbrochen wird, wissenschaftliche Studien pflegend in Wien. 1886 begann sie, durch Zufall darauf geführt, ihre Shelley-Studien. Nachdem sie zahllose Novellen, Dramen, Gedichte geschrieben, wurde sie gewahr, dass ihre Begabung nicht auf diesem Gebiete liege, und sie hat seitdem von ihren wissenschaftlichen Studien nur eine kleine Abschweifung sich gestattet in dem Texte zu dem Oratorium "Prometheus", das Heinrich Hofmann in Musik gesetzt hat. Für die Vossische Zeitung schrieb sie den Artikel zur Shelley-Centenarfeier. Die letzten Jahre hat sie ausschliesslich an einem umfangreichen biographischen und literarisch-kritischen Werke über Shelley gearbeitet. "Percy Bysshe Shelley" erschieint im Mai bei Emil Felber, Weimar (2 Bände, wahrscheinlicher Preis 10 Mk.). In den "Deutschen Worten" von Pernerstorfer erschien von H. R. "Mary Wollstonecraft, die Verfechterin der Rechte der Frau", dem Andenken der genialen Begründerin der Emanzipation zu ihrem 100. Sterbetage (10. September 1897) gewidmet und zugleich eine Darlegung ihrer eigenen Gedanken über die Befreiung des Geschlechts. Der Aufsatz erschien später als selbständige Broschüre.
Pataky
Richter, Helene, Schriftstellerin, eine bedeutende Anglistin, wurde vor allem durch meisterhafte Dichtermonographien, wie "Shakespeare, der Mensch", "George Eliot", "P. B. Shelley", "William Blake", "Lord Byron", bekannt und begründete durch ihr dreibändiges Werk "Geschichte der englischen Romantik" ihren wissenschaftlichen Ruf. Als Wiener Theaterreferentin des Shakespeare-Jahrbuches wurde sie zur Schauspielkritik geführt. Das Wiener Burgtheater, die Stätte des Wirkens von Sonnenthal, Lewinsky, Wolter, Krastl, Mitterwurzer, nahm durch viele Jahre den unumstrittenen Rang der hervorragendsten deutschen Prosabühne ein. In diese ruhmvolle Zeit Wiener Theatergeschichte führen am anschaulichsten die Werke H. R.''s, welche noch die Glanzzeit des Burgtheaters miterleben durfte. In "Unser Burgtheater", "Schauspielercharakteristiken", "Josef Lewinsky, 50 Jahre Wiener Kunst und Kultur" und anderem zeichnet sie Bilder aus der großen Vergangenheit der Bühne mit sicherer Hand und liebevollem Herzen, erfüllt von Begeisterung und menschlichem wie künstlerischem Verständnis. - Sie wurde am 4. August 1861 in Wien geboren, genoß nur häuslichen Unterricht, bildete sich aber durch selbständiges Studium zu einer bedeutenden Anglistin und Schriftstellerin heran. Auf Reisen durch den größeren Teil Europas und Nordafrikas erweiterte sich ihr Gesichtskreis, bildete sich ihr Geist. - Sie ist unverheiratet und wohnt XIX., Weimarer Straße Nr. 83.
Jahrbuch Wien
Richter Helene, Anglistin und Theaterwissenschafterin. * wien, 4. 8. 1861; + KZ Theresienstadt (Terezin, Böhmen), 8. 11. 1942. Schwester der Romanistin Elise R.; gem. mit dieser privat unterrichtet, bildete sie sich durch autodidakt. Stud. sowie Vorlesungen an der Univ. Wien (ab 1891 Gasthörerin) und ausgedehnte Reisen durch Europa und Nordafrika weiter. Nach frühen dichter. Versuchen wandte sie sich in erster Linie der wiss. Publizistik - vorzüglich auf dem Gebiet der engl. Literatur - zu und verfaßte Burgtheaterrezensionen für literar. Jbb., die sie zu tiefergehender Beschäftigung mit der Geschichte des Burgtheaters und zu meisterhaften, psycholog. einfühlsamen Schauspielercharakteristiken führten. Ihren Ruf als Anglistin begründete R. mit ihrer Geschichte der engl. Romantik; darüber hinaus bereicherte sie die Shakespeareforschung und wurde insbes. durch ihre Monographien bedeutender engl. Dichter bekannt. Aufgrund ihrer Werke wurde sie 1931 Dr. h. c. der Univ. Heidelberg und Erlangen. R. lebte mit ihrer Schwester zusammen; ihr Wr. Heim war durch Jahre Treffpunkt bedeutender Wissenschafter und Künstler.
ÖBL
Richter, Helene, österr. Anglistin u. Schriftst., *Wien, 4.8.1861, +Theresienstadt 1942 od. später. Ebenso sprachbegabt wie ihre Schwester Elise R. Erforschte engl. Sprache u. Lit. Ehrendoktor der Univ. Heidelberg u. Erlangen. Schrieb auch Abh. zur Gesch. des Wiener Burgtheaters u. Monographien über Josef Lewinsky (1926) u. Josef Kainz (1931). Ehrenbürgerin der Stadt Wien (1931).
Lexikon der Frau
RICHTER, Helene geb. 4.8.1861 in Wien gest. um 1943 in Theresienstadt Vater jüdischer Arzt. Sie hatte den Dr. h. c. in Erlangen und Heidelberg, arbeitete über Shelley.
Friedrichs
Publikationen
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Richter, Helene: Auguste Wilbrandt-Baudius : der Weg einer großen Burgschauspielerin / aus dem Nachlaß von Helene Richter hrsg. v. Rainer Zitta . - Wien: Notring d. wiss. Verbände Österr., 1963
ÖNB 946562-B.The
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Richter, Helene: Charlotte Wolter
. - In: Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. - Weimar, 1934, 159-
ÖNB 503738-B.Neu
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Richter, Helene: George Eliot : fünf Aufsätze . - Berlin : Duncker, 1907
UBS D 16-eli:8
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Richter, Helene: Geschichte der englischen Romantik . - Bd 1-3. - Halle a. S. : Niemeyer , 1911-1916
UBS Lg-15:16,1/1-3
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Richter, Helene: Mary Wollstonecraft : die Verfechterin der "Rechte der Frau" / von Helene Richter. - Wien: Konegen , 1897
ÖNB 90322-B.Neu
UBW FB Germanistik LA f Godow. M.1
Quellen und Sekundärliteratur
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Elsen, Thierry: In Sachen Elise und Helene Richter : die Chronologie eines „Bibliotheksverkaufs“ . - In: Geraubte Bücher : die Österreichische Nationalbibliothek stellt sich ihrer NS-Vergangenheit ; [erscheint anlässlich der Ausstellung ... vom 10. Dezember 2004 bis 23. Jänner 2005] . - Wien: Österreichische Nationalbibliothek, 2004, 128-
ÖNB 1751762-B Neu-Kat B433-32r
-
Hoffrath, Christiane: Bücherspuren : das Schicksal von Elise und Helene Richter und ihrer Bibliothek im "Dritten Reich". - Köln, Wien [u.a.]: Böhlau, 2009
ÖNB 1890970-C.Neu-Mag
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Kuranda, Hedwig: Helene Richter. - In: Die Österreicherin 4 (1931) 8, 4
ÖNB 609120-C.Neu-Per
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Lebensaft, Elisabeth: Richter, Helene. - In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich : Leben - Werk - Wirken / Brigitta Keintzel, Ilse Korotin (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau, 2002, 619-621
ÖNB 1674688-C.Neu-Kat Ariadne156
UBG I 642634
UBL 302598-B
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Löscher, Monika, Markus Stumpf: "... im wesentlichen unbeschädigt erhalten geblieben ..." : Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien am Beispiel der Fachbereichsbibliothek Anglistik und Amerikanistik. - In: ... wesentlich mehr Fälle als angenommen : 10 Jahre Kommission für Provenienzforschung / hrsg. von Gabriele Anderl .... - Wien [u.a.]: Böhlau, 2009, 281-297
ÖNB 1890283-C.Neu-Per.1
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Österreichisches biographisches Lexikon : 1815 - 1950 / hrsg. von der Österreichischen Akademie dere Wissenschaften. - Wien: Verl. der Österr. Akad. d. Wiss., 1954-
ÖNB 835137-B.Neu-Kat
ÖNB 4349-B.Neu-Aut
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Paar, Sibylle: Die Anglistin Helene Richter und Shakespeare. - Graz: Univ., Dipl.-Arb., 2003
ÖNB 1723772-C.Neu-Mag
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Richter, Elise: Summe des Lebens : Lebensfreuden, Lebensleid. - Wien: Eigenverl., 1940
ÖNB 1546759-C.Neu
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Rickert, Nicola: Helene Richter. - Wien: Univ., Dipl.-Arb., 2001
ÖNB 1630513-C.Neu
Material in Archiven und Sammlungen
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WBR/HS, Nachlass Elise und Helene Richter H.I.N. 108.532-108.680, H.I.N. 114.195, H.I.N. 114.315-114.450, H.I.N. 223.403-223.413, H.I.N. 231.808-231.940, H.I.N. 231.943-233.378
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WBR/TBA, Personenmappe, Richter Helene, 1898
Bilder
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Helene Richter um 1931
Aus:
ÖNB/Bildarchiv Pf 47910C1
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Helene Richter
Aus:
Die Österreicherin, 4. Jg., 1931, Nr. 8
ÖNB 609120-C.Neu-Per
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Helene Richter, Karl Seitz, Rudolf Larisch und Alfred Adler im Sitzungssaal des Wiener Rathauses
Aus:
ÖNB/Bildarchiv Pf 307C7
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