Jodl, Margarete, Schriftstellerin, ist die Witwe nach dem verstorbenen Pionier des allgemeinen Volksbildungswesens, dem Mitbegründer und langjährigen Obmann des Wiener Volksbildungsvereines, Dr. Friedrich J., dessen Wirken als Gelehrter an unserer Universität und Technik unvergeßlich ist. - In Dresden am 11. August 1859 als Tochter des angesehenen Experten für alte Kunst, Kunstschriftstellers und Rates Carl Förster und dessen Gattin, der Kammersängerin Sophie F., geb. Ebel, geboren, wurde ihr in München, wohin die Eltern gezogen waren, die übliche Mädchenerziehung zuteil. Nach ihrer Verheiratung mit Dr. J., dem späteren Universitätsprofessor in Wien, stand sie ihm auch als Sekretärin treu zur Seite und nahm regen Anteil an seinen wissenschaftlichen und kulturellen Bestrebungen. Reisen nach Holland, England, in Deutschland und Italien benützte sie zur Vervollkommnung ihrer Kenntnisse von Land und Leuten, der verschiedenen Geistesprobleme, der künstlerischen und wissenschaftlichen Richtungen, wobei ihr Hauptinteresse zunächst der Malerei galt. Ganz selbständig entwickelte sich dabei ihre schriftstellerische Begabung, die sie in erster Reihe dazu benützte, dem Lebenswerk ihres frühverstorbenen Gatten ein Denkmal zu setzen: "Friedrich Jodl, sein Leben und Wirken, nach Tagebüchern und Briefen" (Cotta 1920) und "Bartholomäus von Carneris Briefwechsel mit Ernst Haeckel und Friedrich Jodl" (Koehler 1922) geben ein lebendiges Bild von der Persönlichkeit ihres Gatten. Daneben hat sie sich auch als sprachgewandte und feinsinnige Übersetzerin erwiesen. Aus dem Englischen hat sie Olive Schreiner "Dreams" ins Deutsche übertragen ("Träume", Cottasche Handbibliothek). - Sie ist auch heute noch Ausschußmitglied des Wiener Volksbildungsvereines, wo sie im Geiste ihres im Jahre 1914 verstorbenen Gatten wirkt. - Wohnung: XIX., Reithlegasse 13.
Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft : Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. 1929
Jodl Margarete, geb. Förster, Schriftstellerin. * Dresden, 11. 8. 1859; + Wien, 14. 3. 1937. Tochter des Kunstschriftstellers Karl Förster. Stand ihrem Gatten, dem Philosophen Friedrich J., mit dem sie seit 1882 verheiratet war, mit kongenialem Verständnis helfend zur Seite. Die Gründung des ersten Wr. Frauenklubs war eine dankenswerte Pionierarbeit, der noch kein Erfolg beschieden war, aber schon 1903 wurde der "Neue Frauenklub" gegründet.
Österreichisches biograpisches Lexikon. Bd. 3. S. 121