3. Hilfsmittel zum Auffinden handschriftlicher Quellen; Indices zu und veröffentlichte Einträge aus handschriftlichen Quellen
Hauptquelle für die familiengeschichtliche Forschung sind die Kirchenbücher oder (Pfarr)Matriken.
Matriken (Matrikel, Matrikeln)
Seit ca. Mitte des 16. Jh. waren die Pfarren und Glaubensgemeinschaften verpflichtet, Aufzeichnungen über Taufen (Geburten), Trauungen und Begräbnisse (Todesfälle) in ihrem Zuständigkeitsbereich zu führen. Diese Personenstandsverzeichnisse werden Kirchenbücher oder (Kirchen-, Pfarr-)Matriken (lat. matricula = öffentliches Verzeichnis) genannt. In vielen Fällen sind die einzigen auffindbaren Informationen zu einer gesuchten Person in diesen Tauf-, Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken enthalten. In Österreich blieb die Erfassung dieser Personendaten bis 1938 Aufgabe der Kirchen und Glaubensgemeinschaften (Ausnahme Burgenland, das bis 1918 zu Ungarn gehörte. Dort waren die Kirchen bis 1895 zuständig.). Die Kirchenmatriken sind daher ganz wesentliche Quellen für FamilienforscherInnen.
Informationen zu den Möglichkeiten der Einsichtnahme:
- katholische Matriken: Kirchenarchive.at
Bis 1849 enhalten sie auch Einträge zu Personen evangelischen Glaubens. - evangelische Matriken: Evangelische Kirche in Österreich
- jüdische Matriken: zuständig für Wien Israelitische Kultusgemeinde Wien
Erst seit 1939 (in Burgenland seit 1895) obliegt in Österreich die Erfassung dieser Personendaten den Standesämtern.
- Zuständig für Wien: Magistratsabteilung 35
Das Auffinden der Aufzeichnungen der Kirchen bzw. Glaubensgemeinschaften kann aus folgenden Gründen problematisch sein: aufgrund der historischen Umbrüche ist der Aufbewahrungsort oft nicht mehr die entsprechende Pfarre, sondern ein Archiv. Die zuständige Pfarre muss nicht automatisch die Pfarre im Ort sein. Durch Kriege, Brände, Zerstörung aus politischen Gründen oder Verlust sind manche Matriken leider überhaupt nicht mehr erhalten.
Tipp:
Nutzen Sie zuerst die unter Pkt. 7 angeführten elektronischen Suchmöglichkeiten - zunehmend werden Matriken online zugänglich gemacht, Namens- und Ortsdatenbanken erstellt - und die umfangreichen Informationen auf Familie Austria, Österreichische Gesellschaft für Genealogie und Geschichte, Kapitel Forschung über sonstige bereits vorhandene digitale Recherchemöglichkeiten.
Sollten Sie über diese elektronischen Suchmöglichkeiten nicht fündig werden, können gedruckte Hilfsmittel wie Namensindices zu den Matriken, Matrikenverzeichnisse (geben Aufschluss über die Zuständigkeit und über die noch vorhandenen Bestände) und Ortsverzeichnisse, die Sie in den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek finden, die Suche erleichtern.
Bei der Suche in der Katalogsuchmaschine QuickSearch verwenden Sie bitte die beiden Platzhalterzeichen * (am Ende des Wortes für einen oder mehrere Buchstaben) und ? (für einen Buchstaben innerhalb des Wortes), z.B. matrik*, matrike?n.
Neben den kirchlichen können auch andere Matriken eine wichtige Quelle darstellen. Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt z. B. diverse Universitätsmatriken. Sie enthalten meist den Herkunftsort der verzeichneten Personen und manchmal auch den Namen des Vaters.
Mitunter noch früher als die kirchlichen beginnen die grundherrschaftlichen Aufzeichnungen.
Indices zu Matriken
Geburten, Taufen, Trauungen, Sterbefälle (eine Auswahl)
- Mansfeld, Herbert A.: Index nominum ex libris copulatorum vindobonensibus [General-Index zu den Wiener Trauungen], [1780-1850]. T. 1.2. – Wien 1987 (zur Katalogeintragung)
- Gundacker, Felix: Generalindex der katholischen Trauungen Wien.
1. 1. Bezirk, 1542-1779. – 2004 (zur Katalogeintragung)
2. Bezirke 2-7, 1590-1779/1860. – 1998 (zur Katalogeintragung)
3. Bezirke 8-23, 1626-1850/1860.– 1998 (zur Katalogeintragung)
(Signatur 1554610-C.1-3.Neu.Aut und 1554606-C.1-3.Neu.Kat) - Gundacker, Felix: Index der Militärtrauungen Wiens 1775-1860. Comprehensive index of military weddings in Vienna 1775-1860. – Wien 1998 (zur Katalogeintragung)
- Ebenfalls von Felix Gundacker wurden Indices zu katholischen Matriken mehrerer Waldviertler Orte publiziert (siehe QuickSearch)
- Schiviz von Schivizhoffen, Ludwig: Der Adel in den Matriken der Stadt Graz. – Graz 1909 (zur Katalogeintragung)
- Schiviz von Schivizhoffen, Ludwig: Der Adel in den Matriken der Grafschaft Görz und Gradisca. – Görz 1904 (zur Katalogeintragung)
- Schiviz von Schivizhoffen, Ludwig: Der Adel in den Matriken des Herzogtums Krain. – Görz 1905 (zur Katalogeintragung)
Universitätsmatriken (weisen oft auch den Geburtsort der genannten Personen und ev. den Namen des Vaters nach) (eine Auswahl)
- Die Matrikel der Universität Wien. – Graz, Köln 1956 ff (zur Katalogeintragung)
- Matrikel der ungarischen Nation an der Wiener Universität 1453-1630. Hrsg. von Karl Schrauf. – Wien 1902 (zur Katalogeintragung)
- Die Matrikel der Universität Innsbruck. Bearb. von Franz Huter. – Innsbruck 1995ff (zur Katalogeintragung)
- Zeissberg, Heinrich: Das älteste Matrikel-Buch der Universität Krakau. – Innsbruck 1872 (zur Katalogeintragung)
Matrikenverzeichnisse, -bibliografien
(eine Auswahl)
Sie ermöglichen, im Voraus festzustellen, in welchem Archiv, an welcher Pfarre sich die Matriken eines Ortes befinden, welche Matrikentypen aufliegen und für welchen Zeitraum sie vorhanden sind.
- Geyer, Rudolph: Handbuch der Wiener Matriken. 1.2. – Wien 1928/29
(zur Katalogeintragung) - Schuster, Gustav: Die Matrikenbestände der röm.-kath. Pfarren Niederösterreichs und Wiens (nach dem Gebietsumfang von 1937). – Wien 1937 (zur Katalogeintragung)
- Gundacker, Felix: Matrikenverzeichnis der mährischen Staatsarchive. 1.2. – Wien 2002 (zur Katalogeintragung)
- Gundacker, Felix: Matrikenverzeichnis der jüdischen Matriken Böhmens. – Wien 2002 (zur Katalogeintragung)
- Judak, Margit: Magyar Orsz. Leveltar. Egyhazi anyakönyvek mikrofilmmasolatai 1895. okt. 1-ig. Allagjegyzek. [Mit dt. u. russ. Zsfassung.]. – Budapest 1977 (zur Katalogeintragung)
- Führung der Geburts-, Ehe- und Sterbe-Matrikeln für die Israeliten in Galizien. – Wien 1877 (zur Katalogeintragung)
- Henning, Eckart und Christel Wegeleben: Kirchenbücher. Bibliographie gedruckter Tauf-, Trau- und Totenregister sowie der Bestandsverzeichnisse im deutschen Sprachgebiet. – Neustadt a. d. Aisch 1991 (zur Katalogeintragung)
Grundherrschaftliche Aufzeichnungen
Sie beginnen mitunter früher als die kirchlichen Matriken.
Urbare (Salbücher, Lagerbücher) sind Verzeichnisse, die u. a. Aufschluss über die Besitzrechte von Grundherren und die Leistungen der Untertanen geben.
Eine Auswahl:
- Österreichische Urbare. Hrsg. v. d. Kaiserl. (später: Österr.) Akad. d. Wiss. – Wien 1904 ff (zur Katalogeintragung)
- Gutkas, Karl: Niederösterreichische Herrschaftsurbare des 14. Jahrhunderts. – Graz, Wien, Köln 1964 (zur Katalogeintragung)
- Die Urbare, urbarialen Aufzeichnungen und Grundbücher der Steiermark. Bearb. v. Franz Pichler. – Graz 1967 ff (zur Katalogeintragung)
Adressbücher, Telefonbücher
(eine Auswahl)
In Städten mit vielen Pfarren ist die Frage der Zuständigkeit zur Tauf- oder Heiratspfarre oft schwierig zu klären. Adress- und Telefonbücher bieten die Möglichkeit, über die Wohnadresse die Zuständigkeit zu ermitteln.
- DAS Adressbuch für Wien ist
Lehmann’s Adressbuch. – Wien 1.1859-83.1942 (Signatur: 6586-MFS.Neu-Mik). Online-Ausgabe der Wien Bibliothek
Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt darüber hinaus viele Adressbücher von Orten der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Bitte überprüfen Sie QuickSearch. - Telefonbücher
Die Telefonbücher Wiens und der Bundesländer sind fast lückenlos vorhanden. Die ältesten sind aus der Zeit des ausgehenden 19. Jh. Informieren Sie sich bitte in QuickSearch über die vorhandenen Bestände.
Ortsverzeichnisse
(eine Auswahl)
In der Österreichischen Nationalbibliothek, überwiegend in der Kartensammlung, befinden sich zahlreiche Ortsverzeichnisse. Bitte überprüfen Sie QuickSearch.
- Raffelsberger, Franz : Allgemeines geogr. -statist. Lexikon (Lexicon) aller Österreichischen Staaten. Nach ämtl. Quellen, den besten vaterländ. Hilfswerken und Original-Manuscripten ... Bd 1-13. Hrsg. von ---. 2. Aufl. . - Wien : k.k. a. p. typo-geogr. Kunstanst. , 1845-54 (zur Katalogeintragung)
- Raffelsberger, Franz: Topographisches Lexicon oder General-Verzeichniss aller in den österreichischen Staaten gelegenen Ortschaften. Zum allgemeinen Gebrauche. Neue, nach den jüngsten politischen und postalischen Bestimmungen umgearb. und mit den Ortsnamen der Königreiche Ungarn, Kroatien, Slavonien, Dalmatien, Venedig-Lombardie, des Grossfürstenthumes Siebenbürgen, des Herzogthumes Salzburg und Istricus verm. Aufl. - Wien, 1836-1837 (zur Katalogeintragung)
- Steinius, J. W. C. von: Topographischer Landschematismus oder Aechtes Verzeichniss aller Erzherzogthume Österreich unter der Enns befindlichen Ortschaften, als Städte, Märkte, Schlösser (etc.) Bd.1.2. -Krems: Möstl, 1795-1796 (zur Katalgeintragung)
- Rudolph, Heinrich: Vollständigstes geographisch-topographisch-statist. Orts-Lexikon von Deutschland sowie der unter Österreichs und Preussens Botmässigkeit stehenden nichtdeutschen Länder enthaltend alle Städte, Flecken, Pfarr-, Kirch- und andere Dörfer ... 1.2. – Weimar 1868 (zur Katalogeintragung)
- Gundacker, Felix: Historisches Ortsverzeichnis des Königreiches Galizien und des Herzogtums Bukowina. Gazetteer of the former Galicia & Bukowina. – Wien 1998 (zur Katalogeintragung)
Recherchetipps für FamilienforscherInnen
- 1. Grundsätzliches
- 2. Einführende Literatur
- 3. Hilfsmittel zum Auffinden handschriftlicher Quellen; Indices, veröffentlichte Einträge
- 4. Hilfsmittel zur Interpretation der Fundstellen
- 5. Biografische Nachschlagewerke, Adelslexika, Schematismen, Namensregister, etc.
- 6. Auf genealogische Nachforschungen spezialisierte Institutionen
- 7. Internetadressen
- 8. Archive
- 9. Suchdienste