Eine türkische Gesandtschaft in Frankfurt, 1562
Türckischer Bottschafft Ebrahim Strotschen / gebornen Polecken / anbringen / so er auff disen Wäaltag allhie in Franckfurt / Am Mayn / Anno 1562. den 27. Nouembris / für Kayser, Khünig, Chur: vnnd Fürsten, in Slauonischer Sprach gethan. Item, von seinen herlichen Geschencken / Khayserlicher May: presentirt, Auch ein kurtze verzeichnuß seiner Diener / Rossen / Gezeug / vnd Camelthieren. - [S.l.] 1562. Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 308.349-B.Alt-Mag Detailinformation1554 war der Humanist Ogier Ghislain de Busbecq (Busbeck) von Kaiser Ferdinand I. zu Friedensverhandlungen zum türkischen Sultan Süleyman I. geschickt worden. Nach mehreren Jahren Aufenthalt in der Türkei, in denen er oft mehr das Leben eines Gefangenen als das eines Botschafters geführt hatte, konnte er 1562 endlich zum Kaiser zurückkehren, mit einem Vertrag, der den Waffenstillstand in Ungarn für acht Jahre garantieren sollte (aber nur bis zum Tod des Kaisers 1564 hielt). Begleitet wurde Busbecq von einer türkischen Gesandtschaft, angeführt vom Pfortendolmetscher Ibrahim Bey. Man reiste über Wien und Prag nach Frankfurt am Main, wo Ferdinands Sohn Maximilian am 30. November 1562 zum römisch-deutschen König gekrönt wurde. Bei der Audienz am 27. November hielt Ibrahim Bey in „slavonischer Sprache“ eine Rede, in der der Sultan den Kaiser seiner Freundschaft versicherte, auf die Freilassung christlicher Gefangener hinwies und um die gleiche Gunst für gefangene Türken bat. Als Geschenk brachte er dem Kaiser einen schönen türkischen Zelter und vier Kamele, die allerdings, so entschuldigte er sich, durch die vier Monate dauernde Reise „etwas mager / matt / unnd von Leib kommen“ seien. Der Name des türkischen Botschafters wird hier als „Ebrahim Strotsch“ wiedergegeben. Der polnische Renegat stammte aus einer Adelsfamilie namens Strasz. Über seine Sprachkenntnisse, seine Bildung und seinen Charakter gibt es widersprüchliche Zeugnisse. Als Botschafter beim Kaiser trat er mit größerer Entourage auf; vor allem sechs Kamele scheinen bei der Bevölkerung starken Eindruck hinterlassen zu haben, wie der Holzschnitt auf dem Titelblatt eines Nürnberger Drucks beweist. |