aus: Popp, Adelheid: Der Weg zur Höhe. 1929
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- Biographie:
- Das rote Wien
- Glöckel
Leopoldine. * Wien, 12. 11. 1871; + Wien, 21. 5. 1937. Gattin von Otto Glöckel, Pädagoge und Politiker. Tochter des Dir. der Telefon- und Telegrafenverwaltung in Wien, Josef v. Pfaffinger. Nach dem frühen Tode ihrer Mutter in der wohlhabenden Familie ihrer Großmutter erzogen. 8 Klassen Volksschule, anschließend Privatunterricht, Lehrerinnenbildungsanstalt. 1893-1934 Handarbeits- und Berufsschullehrerin in Wien. Gehörte zuerst dem "Allg. Österr. Frauenver." an, später der Sozialdemokrat. Partei. Mitgl. des "Frauenzentralkomitees der Sozialdemokrat. Partei" und des Bezirksvorstandes Meidling; Vorsitzende der Frauenorganisation Meidling. Vizepräs. des Fürsorgeverbandes "Societas". Gemeinderätin und Landtagsabg. von Wien vom 4. 5. 1919-12. 2. 1934. In Polizeihaft vom 12. 2.-30. 3. 1934. Im Gemeinderat arbeitete sie in der Wohlfahrtskomm., im Jugendhilfswerk und in der Schlichtungsstelle der Gemeinde im XII. Bezirk. G. bemühte sich um die Gründung der Fortbildungsschule für Hausgehilfinnen und übernahm dann deren Leitung. Begeisterte Förderin des Schulreformwerkes ihres Gatten, veröffentlichte fachliche Aufsätze über dieses Arbeitsgebiet und war Mitarbeiterin der sozialdemokrat. Wochenschrift "Die Frau".
(aus: ÖBL)
- "In den letzten Maitagen dieses Jahres ist Leopoldine Glöckel von uns gegangen, die warmherzige, überzeugungstreue, tapfere Frau, deren Verdienste um die Frauenbwegung auch den bürgerlichen Frauen in dankbarer Erinnerung bleiben müssen. Ein Menschenalter zurück liegt die Zeit, da sich ein Kreis junger Frauen der verschiedensten Weltanschauungen im "Diskutierklub" und später im "Stimmrechtskomitee" zusammenschloß, um die staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Frauen zu ekämpfen. Leopoldine Glöckel war eine der führenden Persönlichkeiten dieses Kreises; ihre natürliche Rednergabe, ihr starkes Temperament, ihr ausgeprägter Humor verfehlten niemals, starke Wirkung auszuüben und machten sie zu einer der beliebtesten und - gefürchtetsten Rednerinnen. Obwohl ihrer Gesinnung nach stets der sozialdemokratischen Partei nahestehend, beharrte sie lange Zeit dabei, keiner politischen Richtung anzugehören, sondern in der überparteilichen Frauenbewegung die sie befriedigende Arbeit zu finden. Erst in späteren Jahren entschloß sich Leopoldine Glöckel ihre wertvolle Kraft ausschließlich der sozialdemokratischen Partei zur Verfügung zu stellen, weil sie meinte, hier der Sache der Frauen am besten dienen zu können. Ihren früheren Mitarbeiterinnen aber hat sie stets Treue gewahrt und Freundschaft gehalten. Niemals hat sie sich zu einseitiger Parteilichkeit verleiten lassen und auch in ihrer Tätigkeit als Gemeinderätin war sie stets bereit, die Forderungen der Frauen aller Richtungen zu vertreten. (...)"
(Nachruf von Ernestine Fürth aus: Die Österreicherin, 10. Jg., Nr. 5/6, 1937, S. 3)
- Werke in der ÖNB:
- Quellen und Sekundärliteratur:
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