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- Biographie:
- The Women in Judaism Encyclopedia
- Simon Wiesenthal Center - Museum of Tolerance
- Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon
(Ariadne-Sonderaufstellung: FIB 38)
- Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
- Jewish Women: a Comprehensive Historical Encyclopedia
- Pappenheim, Bertha (Pseud.: Paul Berthold)
Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin
27.2.1859 (Wien) - 28.5.1936 (Neu-Isenburg)
Trotz ihrer überdurchschnittlichen Begabung erhielt P., die aus einer wohlhabenden jüdisch-orthodoxen Familie stammte, nur eine kurze Ausbildung und musste ihren kranken Vater pflegen. Sie flüchtete sich in Tagträume und bei ihr wurde Hysterie diagnostiziert. Ihr Arzt, der Internist J. Breuer, der sie ab 1880 behandelte, schilderte ihren Fall seinem Kollegen S. Freud. In ihrer bahnbrechenden Arbeit "Studien über Hsterie" (1885) veröffentlichten die Wissenschaftler P.s Krankengeschichte unter dem Titel "Der Fall der Anna O." und gaben ihr somit einen Platz in der Geschichte der Psychoanalyse. Nach mehreren Sanatoriumsaufenthalten zog P. 1888 nach Frankfurt a. M., engagierte sich in der Frauenbewegung und im Sozialwesen und leitete ab 1895 ein jüdisches Waisenhaus. 1902 gründete sie den "Israelitischen Mädchenclub", initiierte 1904 den "Jüdischen Frauenbund" (JFB), dessen Vorsitzende sie 20 Jahre war, errichtete 1907 ein Erziehungsheim für gefährdete Mädchen, dem sie 29 Jahre vorstand, und baute 1917 die "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden" auf. 1914-24 war sie Vorstandsmitglied des "Bundes Deutscher Frauenvereine" (BDF). Auf Studienreisen nach Osteuropa und Palästina informierte sie sich über die soziale Situation der Juden und veröffentlichte die Ergebnisse u.a. in "Sisiphus-Arbeit - Reisebriefe aus den Jahren 1911 und 1912" (1930).
(aus: Tausend Frauen)
- Pappenheim, Bertha, Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin
(Pseudonym: Paul Berthold), 27. 2. 1859, Wien - 28. 5. 1936, Isenburg)
Als "Anna O." geht Bertha Pappenheim in die Geschichte der Psychoanalyse ein. Sie ist die Patientin, die in Josef Breuers und Sigmund Freuds "Studien über Hysterie" einen Ehrenplatz einnimmt, da ihre Behandlung, laut Breuer, die Keimzelle der Psychoanalyse enthalten habe. Anna O. habe durch ihren "kräftigen Intellekt" die "talking cure", die Redekur, mit entdeckt. (Breuer 1978, S. 348) Als Hintergrund der Krankheit sieht er die orthodox-jüdische Familie, die der überdurchschnittlich begabten Tochter nichts anbietet, außer der zu dieser Zeit üblichen Bildung für junge Mädchen, die Vorbereitung auf eine standesgemäße Eheschließung ist. Bertha Pappenheim flüchtet sich in Tagträume, in ihr "Privattheater", wie sie es selbst nennt, und zuletzt in die hysterische Erkrankung, die 1880 die Hinzuziehung eines Arztes notwendig macht. 1889 zieht Bertha Pappenheim nach Frankfurt a. M. und beginnt, sich im Sozialwesen und in der Frauenbewegung zu engagieren. Schon Breuer konstatiert während seiner Behandlung, daß sie "gütig und philanthropisch, Werken der Barmherzig zugeneigt, energisch" (ebenda) sei. Es ist Bertha Pappenheims Bestreben, durch Bildung und berufliche Qualifizierung die Situation jüdischer Mädchen und Frauen zu verbessern. Ihre Aktivitäten finden jedoch immer im Rahmen eines orthodoxen Judentums statt. So benutzt sie selbst für ihre Arbeit den Begriff "Mizwa". Um ihren Forderungen mehr Schlagkraft zu verleihen, gründet sie 1904 den "Jüdischen Frauenbund" (JFB), den sie zwanzig Jahre lang leiten wird, und sie macht die "Blätter des JFB" zu ihrem Sprachrohr. 1907 entsteht auf Bertha Pappenheims Initiative das Erziehungsheim des "JFB" in Isenburg, das sie mit Strenge führt. Ebenfalls auf Anregung von Bertha Pappenheim wird 1917 die "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden" begründet. In den zwanziger Jahren beschäftigt sich Bertha Pappenheim mit dem Problem des Mädchenhandels und der Prostitution jüdischer Frauen. Sie unternimmt Studienreisen u.a. nach Palästina und Osteuropa; die Ergebnisse ihrer Erhebungen veröffentlicht sie 1930 in dem vielbeachteten Band "Sisyphus-Arbeit". Im JFB findet ihre jugendliche Erkrankung nie Erwähnung, und auch ihre spätere Biographin Dora Edinger verschweigt sie. Unter dem Pseudonym Paul Berthold veröffentlicht Bertha Pappenheim seit 1899 literarische Texte, in denen sie, über die praktische Arbeit hinausweisend, die Probleme, um deren Lösung sie sich bemüht, verarbeitet.
(aus: Jüdische Frauen)
- Werke in der ÖNB:
- Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. (gem. mit Sara Rabinowitsch) - Frankfurt a. M. : Neuer Frankfurter-Verl., 1904
Signatur: 792.061-B
- Die Memoiren der Glückel von Hameln geboren in Hamburg 1645, gestorben in Metz 19.September 1724. Autorisierte Uebertragung nach der Ausg. des David Kaufmann von Bertha Pappenheim. - Wien : Buchdr. Helios, 1910
Signatur: 472.726-C
- Drei Lebensbilder. - Frankfurt a. M. : Kauffmann, 1913
Signatur: 502.772-B
- Sisyphus : gegen den Mädchenhandel - Galizien / Bertha Pappenheim, die Anna O. Hrsg. v. Helga Heubach. - Freiburg i. Br. : Kore, 1992
Signatur: 1384662-B
- Literarische und publizistische Texte / Hrsg. Lena Kugler ... - Wien : Turia und Kant, 2002
Signatur: 1681360-B.Neu
- Gebete / Bertha Pappenheim. Mit einem Nachw. von Margarete Susman. Transl. into Engl. by Estelle Forchheimer. Hrsg. von Elisa Klapheck und Lara Dämmig. - 1. Aufl. - Teetz : Hentrich und Hentrich, 2003
Signatur: 1775764-B
- Quellen und Sekundärliteratur:
- Borch-Jacobsen, Mikkel: Anna O. zum Gedächtnis : eine hundertjährige Irreführung. - München : Fink , 1997
Signatur: 1531517-B
- Borch-Jacobsen, Mikkel: Remembering Anna O. : a century of mystification. - New York, NY [u.a.] : Routledge, 1996
Signatur: 1479725-B
- Borch-Jacobsen, Mikkel: Souvenirs d'Anna O. : une mystification. - [Paris] : Aubier , 1995
Signatur: 1459668-B
- Brentzel, Marianne: Anna O. - Bertha Pappenheim : Biographie. - Göttingen : Wallstein Verlag, 2002
Signatur: 1666603-B
- Brentzel, Marianne: "Drum wühl' ich mich in Arbeit und leb' mich wund an Pflicht" : das Leben der Bertha Pappenheim 1859-1936. In: "Jüdisch-sein, Frau-sein, Bund-sein" : der Jüdische Frauenbund 1904-2004. - Kassel, 2004, 45/46
Signatur: 1428420-C.Per.45/46
- Brentzel, Marianne: Sigmund Freuds Anna O. : das leben der Bertha Pappenheim. - Leipzig, Reclam, 2004.
Signatur: 1740899-B
- Colin, Amy: Metamorphosen einer Frau : von Anna O. zu Bertha Pappenheim , 1993. In: Von einer Welt in die andere. - Wien, 1993, S.197 215
Signatur: 1387876-B
- Freeman, Lucy: Geschichte der Anna O : der Fall, der Sigmund Freud zur Psychoanalyse führte. - München : Kindler, 1973
Signatur: 1104338-B
- Guttman, Melinda Given: "One must be ready for time and eternity" : the legacy of Bertha Pappenheim. In: On the Issues 5(1996), N. 4
Signatur: Ariadne-11.014
- Heubach, Helga : Bertha Pappenheim und die jüdische Frauenbewegung im deutschen Reich. In: Ariadne . Kassel - (1986), 5, S.28 30.
Signatur: 1428420-C.Neu-Per
- Heuer, Renate: Gelehrte Schnörkel stören in Wort und Schrift : Bertha Pappenheim als Schriftstellerin. - In: Gegenbilder und Vorurteil. - Frankfurt, Main [u.a.], 1995, S.109 132
Signatur: 1443482-B.Per.4
- Konz, Britta: Bertha Pappenheim (1859-1936) : ein Leben für jüdische Tradition und weibliche Emanzipation. - Frankfurt [u.a.] : Campus, 2005.
Signatur: 1392373-B.Neu-Per.47
- Konz, Britta: Jüdisch-religiöse Deutungsmuster von sozialer Arbeit und Erziehung : Bertha Pappenheim (1859-1936) und ihr weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne". - In: Gender-Geschichte/n / Walburga Hoff ... (Hrsg.). - Köln [u.a.] : Böhlau, 2008. - (Beiträge zur historischen Bildungsforschung ; 37), S. 119 - 138
Signatur: 1889684-B.Neu
- Lorenz, Dagmar C. G. : Keepers of the motherland : German texts by Jewish women. - Lincoln, Neb. [u.a.] : Univ. of Nebraska Press, 1997. - (Texts and contexts)
Signatur: 1543271-C
- Papetti-Tisseron, Yolande: Du deuil à la réparation : "Anna O." restituée à Bertha Pappenheim: naissance d'une vocation sociale. - [Nouv. éd.] - Paris : Des Femmes/Antoinette Fouque, 2004. - (La psychanalyste )
Signatur: 1769730-B
- Schröder, Iris: Grenzgängerinnen : jüdische Sozialreformerinnen in der Frankfurter Frauenbewegung um 1900. - In: Juden, Bürger, Deutsche. - Tübingen, 2001, S.341 368
Signatur: 921575-B.Per.63
- Schweighofer, Fritz: Das Privathteater der Anna O : ein Emanzipationsdrama. - München : Reinhardt, 1987
Signatur: 1290184-B
- Stephan, Inge: Die Gründerinnen der Psychoanalyse : eine Entmythologisierung Sigmund Freuds in zwölf Frauenporträts. - 1. Aufl. - Stuttgart : Kreuz-Verl., 1992
Signatur: 1381892-B
- Stephan, Inge: Sprache, Sprechen und Übersetzen : Überlegungen zu Bertha Pappenheim und ihrem Erzählungsband "Kämpfe" (1916). - In: Sprache und Identität im Judentum / hrsg. von Karl E. Grözinger. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1998, S. 29 - 42
Signatur: 1683068-C
- Zitat:
- Der große Religionsphilosoph Martin Buber ehrte die Verstorbene in einem Nachruf mit den Worten: "Es gibt Menschen von Geist, es gibt Menschen von Leidenschaft, beides ist nicht häufig, wie man meint, es gibt, noch viel seltener, Menschen von Geist und Leidenschaft des Geistes. Ein Mensch leidenschaftlichen Geistes ist Bertha Pappenheim gewesen. (...) Sie stand in einer Zeit, die dem weißen Feuer nicht gewachsen ist. (...) Aber es gibt das noch. Diese weiße Flamme hat in unseren Tagen gebrannt. Nun ist sie erloschen, und bei uns verweilt von ihr nur ihr Bild, dauernd im Spiegel der Herzen die sie kannten. Gebt das Bild weiter, pflanzt die Erinnerung fort, bezeugt, daß es das noch gibt! Bürgschaft ist's." (Blätter des Jüdischen Frauenbundes 1936, S. 2)
- Weiterführende Links:
Letztes Update: 3. Juli 2009
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