Cronbach, Else
1879 - 1913
- Biographie:
- Cronbach Else, Juristin. * Berlin, 1879; + Wien, 13. 4. 1913. Sekretärin der Wr. Handels- und Gewerbekammer, der erste weibliche Dr. der Staatswiss. in Österr.; bedeutende Schriftstellerin auf dem Gebiet der Zoll- und Handelsverträge.
(aus: ÖBL)
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DR. ELSE CRONBACH.
Es ist ein trauriges Verhängnis, das diese ungewöhnliche Frau in einem Augenblicke aus dem Leben riß, da sie sich eben einen Wirkungskreis errungen hatte, der ihr volle Befriedigung gewährte; in einer Lebensauffassung, die sonst kaum einer anderen Frau in Österreich beschieden ist: als Sekretärin einer angesehenen Korporation mit öffentlich-rechtlichem Charakter, als Lehrerin an einer Schule für kommerzielle Frauenbildung, als Mitarbeiterin an fast all jenen Vereinigungen, die in Wien sozialpolitische Zwecke verfolgen. (...)
Als Kind einer gut bürgerlichen Wiener Familie in bestem Sinne des Wortes, erhielt sie zunächst jenes Maß der Bildung, das heute bei Frauen unserer Mittelklasse üblich ist. Ihr ungewöhnlicher Wissensdrang, vielleicht auch ihre tiefwurzelnde Abneigung gegen eine Konvenienzehe führten sie auf die Universität, wo sie als Hospitantin staatswissenschaftliche, insbesondere national-ökonomische Vorlesungen besuchte. Vor allem Philipovich und Grünberg, Inama-Sternegg, Böhm-Bawerk und Wieser waren ihre Lehrer. (...) Da die Frauen in Österreich zum ordentlichen Studium der Rechts- und Staatswissenschaften noch immer nicht zugelassen sind, begab sie sich nach Freiburg i. B., wo sie, vor allem unter der Leitung der Professoren Fuchs und Mombert ihre wissenschaftlichen Arbeiten vollendete und nach Ablegung der vorgeschriebenen Prüfungen den Doktorgrad der Staatswissenschaften erlangte. Der Mangel einer Maturitätsprüfung wurde ihr mit Rücksicht auf ihre schon vorliegenden wissenschaftlichen Leistungen nachgesehen. Nach Wien zurückgekehrt, trat sie zunächst in den Dienst der handels- und Gewerbekammer und fand im Zollbureau der handelspolitischen Zentralstelle Verwendung. Die äußere Stellung, die ihr hier geboten wurde, war wohl sehr bescheiden, ihr Arbeitsgebiet war indeß weit umfassender als jenes einer normalen Kanzleibeamtin. Sie nahm daher mit Freuden im Jahre 1911 den Antrag an, als Konzipistin beim Gremium der Wiener Kaufmannschaft einzutreten. (...) Neben dieser anstrengenden Berufsarbeit fand sie noch Zeit für ihre Lehrtätigkeit, für freie Vorträge in verschiedenen Vereinigungen, für die Beteiligung an den Arbeiten der zentralstelle für Wohnungsreform, der österreichischen Gesellschaft für Arbeiterschutz. (...)
So stand sie mitten im Leben, mitten in der vollen Berufsarbeit, mitten im Genusse der Befriedigung, die nur die heilige Pflichterfüllung zu gewähren vermag, umgeben von einem Kreise treuer Freunde und Angehöriger, die jeden ihrer Erfolge mit liebevollster Teilnahme begrüßten, als ein Gehirnschlag - eine in diesem jugendlichen Alter höchst seltene Erscheinung - ihr Herz nach kurzem Kampfe zum Stehen brachte. Ein reicher Besitz an Anmut, Geist und Güte wurde am 20. April 1913 auf dem schönen Döblinger Friedhofe mit ihr zu Grabe getragen.
(aus: Pribram, Karl: Dr. Else Cronbach. - In: Neues Frauenleben, 15. Jg., Nr. 5, 1913, S. 3 - 4)
- Werke in der ÖNB (erschienen bis 1929):
- Das landwirtschaftliche Betriebsproblem in der deutschen Nationalökonomie bis zur Mitte des 19.Jh. - Wien, 1907
Signatur: 440759-B.2.Per
- Die österreichische Spitzenhausindustrie. Ein Beitrag zur Frage der Hausindustriepolitik. - Wien, 1907
Signatur: 400499-B.7,1.Per
- Österreichische Gesellschaft für Arbeiterschutz. Die Bedeutung von Organisationen und Tarifverträgen in der österreichischen Hausindustrie mit specieller Berücksichtigung der Konfektionsindustrie und der Gablonzer Glaskurzwarenindustrie (etc.) - Wien : Karl Brakl, 1910
Signatur: 742260-C.Neu
- Österreichische Gesellschaft für Arbeiterschutz. Zur Frage einer internationalen Regelung der Arbeitsbedingungen in der Schifflistickerei-Industrie. Zwei Gutachten erstattet der Internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz von Else Cronbach und Carl Drexel. - Wien, W. Braumüller 1910
Signatur: 474073-B
- Sekundärliteratur:
- Nachlässe und Autographen:
Letztes Update: 9. Februar 2006