Sensationeller Fund in der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek
Pressemeldung
Bedeutende historische Dokumente aus den Jahren der arabischen Eroberung Ägyptens entdeckt
Unter den Beständen der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek ist ein bislang unbekanntes Archiv entdeckt worden, das für die Geschichte der arabischen Expansion um die Mitte des 7. Jh. n. Chr. von unschätzbarer Bedeutung ist. Die arabische Eroberung weiter Teile des Orients, der iranischen Welt und Nordafrikas innerhalb kürzester Zeit stellte ein weltweit einschneidendes historisches Ereignis dar. Bis heute ist die politische, kulturelle und religiöse Landkarte dadurch maßgeblich geprägt.
Dennoch sind die Abläufe und vor allem Hintergründe der Ereignisse nur sehr ungenügend bekannt. Eine der Kernfragen in diesem Zusammenhang ist, warum die arabischen Armeen so schnell und äußerst erfolgreich sowohl das oströmisch-byzantinische Reich als auch das sassanidische Perserreich besiegen konnten. Die Unklarheiten sind auf die schlechte Quellenlage zurückzuführen. Bislang waren keine historischen Dokumente über das „Alltagsgeschäft“ der arabischen Armee vorhanden. Diese Art der Quellen sind für die Geschichtsschreibung jedoch von höchster Wichtigkeit, da sie weitgehend frei von absichtlichen oder unabsichtlichen Entstellungen sind.
In einem noch nicht wissenschaftlich erschlossenen Teil des Archivs der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek konnten nun derartige Quellen identifiziert werden, die zum ersten Mal Licht auf eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Menschheit werfen.
Bislang wurden über 250 Archivtexte in griechischer und koptischer Sprache identifiziert, hunderte weitere Papyri dürften nach Herkunft, Thematik und Zeitstellung ebenfalls dazu gehören. Die Texte sind um 643/4 n. Chr. verfasst worden, stammen also aus den Jahren unmittelbar nach der Eroberung (639–641) und dokumentieren in einzigartiger Weise den Übergang von der byzantinischen zur arabischen Herrschaft. Eine Besonderheit der Briefe ist, dass darin einerseits die Aufregung und Unsicherheit über die neuen Verhältnisse zu spüren ist, andererseits aber auch deutlich wird, wie geordnet die arabische Armee vorging und wie sorgsam sie Übergriffe auf die Zivilbevölkerung vermied.
Der Bestand des Archivs wird derzeit im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts aufgearbeitet und ab Anfang 2011 über den Katalog der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
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Mag. Katharina KoberAbteilung für Öffentlichkeitsarbeit
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