Buchkonservierung/restaurierung - aktuelles Beispiel

Konservierung eines Pergamentcodex

Bei der Handschrift aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts handelt es sich um einen Textzeugen der Dialoge Papst Gregor des Großen mit der Biographie des heiligen Benedikt. Der Text enthält sowohl das lateinische Original als auch die griechische Übersetzung.

Zustand

Die Pergamentseiten des Codex sind durch massive Feuchtigkeitseinwirkung schwer beschädigt worden. Es kam zu umfangreichen Textverlusten. Am Anfang und am Ende des Textblockes sind Blätter durch Tintenfraß bzw. durch Schimmel bis zur völligen Unleserlichkeit verfärbt und zerfressen. Zum Teil ist das Pergament im Schriftbereich ausgebrochen. Manche Blätter weisen großflächige Fehlstellen und Risse auf.

Arbeitsbericht

Ziel der Instandsetzung war die Handschrift wieder für Leser gebrauchsfähig zu machen, indem zusammengeklebte Blätter voneinander getrennt, sprödes Pergament für das Umblättern flexibler gemacht und alle Fehlstellen ergänzt wurden, ohne dabei zu viel Feuchtigkeit in das Pergament einzubringen.

Alle Doppelseiten wurden in der Feuchtigkeitskammer über mehrere Stunden schonend befeuchtet und anschließend mit Hilfe von Klammern gespannt um Verwerfungen im Pergament zu minimieren. Zusammenklebende Seiten mussten vor dem Spannen mechanisch voneinander getrennt werden. Große Fehlstellen wurden mit neuem Pergament ergänzt. Mit einem Brei aus Pergamentstaub und Cellulosefasern wurden Ergänzungsteile mit Hilfe von Schablonen angefasert, die in einem zweiten Schritt trocken in die Fehlstellen eingesetzt wurden. Als Klebstoffe wurden Störleim und Reisstärke angewendet.

Nach der Neuheftung des Buchblocks konnte dieser wieder mit dem Pergamenteinband aus dem Jahre 1755 verbunden werden.


last update 31.08.2010