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Abgeschlossene Projekte
Österreichisches Literaturarchiv
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Konkrete Dichtung und Mimesis anhand des Werkes von
Heimrad Bäcker
Projektleitung: Dr. Klaus Kastberger (ÖLA)
Telefon: (+43 1) 534 10 / 349
Fax: (+43 1) 534 10 / 340
E-Mail: klaus.kastberger@onb.ac.at
Projektmitarbeit: Mag. Thomas Eder
Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Laufzeit: 1. Juni 2000 bis 31. Mai 2002
Kurzbeschreibung
Das dichterische und verlegerische Werk Heimrad Bäckers zählt zu den herausragenden
Erscheinungen der österreichischen Literatur nach 1945. Die von Bäcker 1968 gegründete
Zeitschrift "neue texte" und der Verlag "edition neue texte" (ab 1975) haben einen
Großteil der heute relevanten Autorinnen und Autoren - zum Teil als Erstveröffentlichung - präsentiert.
In seinem eigenen literarischenWerk "nachschrift", einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem
Holocaust, nimmt Bäcker an den Quellen zur NS-Zeit "die möglichkeit zur konkretion" wahr.
Das "brachliegende sprachmaterial" der überlieferten Dokumente wird mit Hilfe formaler Verfahren
isoliert, wodurch die verschleiernde, vertauschende Sprachverwendung totalitärer Systeme bewußt gemacht
wird. Das Buch "nachschrift" besteht ausschließlich aus vorgefundenem Textmaterial, keiner der Texte
ist Fiktion, Bericht oder Beschreibung; Bäcker verbleibt mit seinen Spracharrangements in der Sprache der Opfer
und Täter.
Anhand von Bäckers Werk drängt sich die Frage nach dem Zusammenspiel von Konkreter Dichtung und
Mimesis in den Vordergrund. Im Wissenschaftsdiskurs erscheinen diese beiden Termini meist als isolierte bzw.
einander ausschließende Begriffe. Das Moment des Mimetischen wurde gar als konstitutive Negativdefinition
der "Konkreten / Konzeptionellen Dichtung" herangezogen, etwa von Siegfried J. Schmidt: "Konkrete
Kunst, in welchem Medium auch immer sie verwirklicht wird, ist eine 'nicht-mimetische', generative Kunst, die die
sinnliche Wahrnehmung der sichtbaren Wirklichkeit [...] aufhebt und sich auf die Thematisierung ihrer künstlerischen
Mittel selbst konzentriert.". Vor diesem Hintergrund soll die Konkrete Dichtung, wie sie
sich im dichterischen und editorischen Werk Bäckers präsentiert, eine Neubewertung hinsichtlich ihres
ästhetischen und erkenntnistheoretischen Potentials erfahren. Über die archivarische Betreuung und
Auswertung dieses für die Konkrete Dichtung essentiellen Materialbestandes (Verlagsarchiv und -korrespondenz,
Arbeitsmaterial zur "nachschrift") soll ein aktuelles und reformuliertes Konzept von Mimesis mit der Konkreten
Poesie in Beziehung gesetzt werden. Mit "Repräsentation", "imitatio" und
"Nachahmung" ist die Begriffsextension von Mimesis nur unzureichend bestimmt. Entgegen
der Vorstellung von sinnlicher Nachahmung betont Walter Benjamin die Bedeutung der Sprache für
die Mimesis: Sprache als die "höchste Stufe des mimetischen Verhaltens und das vollkommenste
Archiv der unsinnlichen Ähnlichkeit". Damit verortet er Mimesis auf der
Ebene der sprachlichen Medialität, mithin auf jener Ebene, die in Schmidts Definition den Nukleus der
Konkreten Dichtung ausmacht.
Projektziele
1.) Sichtung, Ordnung, Erschließung und Archivierung des Vorlasses des Dichters und Verlegers
Heimrad Bäcker. Die Vorlaßbearbeitung in Zusammenarbeit mit dem Vorlasser garantiert
eine möglichst materialgerechte archivarische Sicherung und qualitative Auswertung dieses Bestandes.
2.) Qualitative Sichtung und Auswertung des archivierten Materials als monographische literaturwissenschaftliche
Studie zu Bäckers literarischem Werk "nachschrift" und zur Konkreten Poesie, mit der Gewichtung
auf der kritischen Präsentation eines innovativen Konzepts von Mimesis. Die Innovation des Projekts liegt in der Inbezugsetzung dieser beiden in der Forschung als einander ausschließend betrachteter Bereiche.
Das vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierte Projekt knüpft inhaltlich und methodologisch an die FWF-Projekte S 36/3 ("Österreichische Nachlässe") und P 09135-HIS ("Literaturwissenschaftliche Aufarbeitung des Friederike-Mayröcker-Vorlasses")
an. Wie in diesen beiden Projekten ist es auch im gegenständlichen Fall um die Erschließung und
die literaturwissenschaftliche Auswertung eines für die österreichische Literatur essentiellen
Materialienbestandes zu tun.
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