Karl Schönherr

1867-1943

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Sitzend, 2. von rechts

Karl Schönherr, geboren am 24. 2. 1867 in Axams (Tirol), gestorben am 15. 3. 1943 in Wien. Der Sohn eines Dorfschullehrers verbrachte Kindheit und Jugend im Nordtiroler Dorf Axams und im südtirolischen Schlanders. Hier erhielt er die entscheidenden Eindrücke, die er im Personal seiner Stücke - den Bergbauern, Wirten, Jägern, dem fahrenden Volk - verarbeitete. Schönherr studierte zunächst Philosophie und dann Medizin in Innsbruck und Wien. Während seiner Studienzeit schloß er sich der Bewegung "Jung Tirol" an, die deutschnationale und antiklerikale Ziele verfolgte. Nach der Promotion im Jahr 1896 wurde er Hilfsarzt am Spital in St. Pölten, um sich wenig später als selbständiger Arzt in Wien niederzulassen. Die Erfahrung der existenzbedrohenden Armut dieser Jahre sowie Fragen des ärztlichen Berufsethos sind in Stücke eingegangen, die die sozialen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg zum Thema haben (Die Hungerblockade, 1925; Der Armendoktor, 1927; Herr Doktor, haben Sie zu essen?, Uraufführung Wien 1930). Schon als Student veröffentlichte Schönherr mundartliche Gedichte und Geschichten aus den Tiroler Alpen, was ihm eine anerkennende Besprechung Peter Roseggers einbrachte. Als sich mit dem Einakter "Die Bildschnitzer" (Uraufführung Wien 1900) erste Bühnenerfolge einstellten, gab er den Arztberuf auf. Die produktivste und erfolgreichste Phase, in der alle wichtigen Stücke entstanden sind, begann mit der Aufführung von "Erde" (Uraufführung Agram 1907) und dauerte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. 1911 und 1917 wurde Schönherr mit dem Grillparzerpreis ausgezeichnet.
Ähnlich wie Gerhart Hauptmann, versuchte auch Schönherr die lokale Mundart seiner Heimat zu kopieren. Die Aufführungen der legendären "Exl-Bühne", einer Tiroler Volksschauspielertruppe, wurden zum Maßstab einer "authentischen" Schönherr-Interpretation. Schönherrs wichtigste Bühne blieb jedoch zeitlebens das Wiener Burgtheater, in dessen Auftrag zahlreiche Werke entstanden sind und wo er seine größten Erfolge feierte. "Der Weibsteufel" (1914) wurde mehrmals verfilmt (u. a. als Stummfilm "The She Devil") und in mehrere Sprachen übersetzt. Literarisches Vorbild sind die Ehedramen Ibsens und Strindbergs. Die Dämonisierung der Frau neutralisiert jedoch den emanzipatorischen Ansatz des Stücks. Eine Gruppe von Dramen - etwa "Der Judas von Tirol" (Uraufführung Wien 1897), "Volk in Not" (1916) - beschäftigt sich mit den Tiroler Freiheitskämpfen der Jahre 1809/10. Schönherrs letztes Stück "Die Fahne weht" (1937) wurde kurz nach dem Einmarsch der Hitlertruppen in Österreich zum ersten Stück, das am Burgtheater unter der Direktion des nationalsozialistischen Schriftstellers Mirko Jelusich aufgeführt wurde. Schönherr verfolgte mit seiner Dramatik keine unmittelbar politischen Ziele, Figurenzeichnung und Sprache rücken ihn aber in die Nähe der "Blut-und-Boden"-Literatur; ein biologistisches Weltbild bestimmt Denken und Sprache vieler Figuren.

Bibliographie in: Karl Schönherr: Gesamtausgabe. Hg. von Vinzenz K. Chlavacci. Bde. 1-3. Wien: Kremayr & Scheriau 1967-1974, Bd. 3. S 709-726; Wilhelm Bortenschlager: Die drei großen Alten: Franz Kranewitter, Karl Schönherr, Josef Wenter. In: Ders.: Tiroler Drama und Dramatiker im 20. Jahrhundert. St. Michael: Bläschke 1982 (= Brennpunkte 17), S 20-38.

ÖLA 137/99: Nachlass

Zugangsdatum: 1999.
Umfang: 6 Schachteln.
Bestand eingeschränkt benützbar.

Ordnungssystematik/Inhaltsübersicht

Der Bestand ist vorgeordnet.

Nachlass, ÖLA 137/99
Umfang: 6 Schachteln

Ordnungsübersicht ÖLA 137/99

  • Werke
    • handschriftliche Fassungen, Typoskripte sowie Verlags-Manuskripte zu den meisten Dramen Schönherrs
  • Korrespondenzen
    • sehr kleiner Bestand; größtenteils Briefe Dritter an Dritte
  • Lebensdokumente
    • Zeugnisse und Gutachten Schönherrs Medizinstudium und Tätigkeit als Arzt betreffend
    • Geburtstags-Gratulationsschreiben des Reichskanzlers 1937
    • ca. 15 Fotos
    • Urkunde der Journalistenvereinigung "Concordia"
    • Sterbeurkunde
    • Totenmaske
  • Sammlungen
    • Ausgaben (meist Erstausgaben) der Dramentexte
    • Wenige Zeitungsausschnitte

ÖLA 186/02: Sammlung Karl Schönherr 1

Zugangsdatum: 2002.
Umfang: 1 Schachtel.
Bestand benützbar.

Ordnungssystematik/Inhaltsübersicht

Der Bestand ist vorgeordnet.

Sammlung Karl Schönherr 1, ÖLA 186/02
Umfang: 1 Schachtel

Ordnungsübersicht ÖLA 186/02

ÖLA 328/07: Sammlung Karl Schönherr 2

Zugangsdatum: 2007.
Umfang: Lithographie.
Bestand benützbar.

Ordnungssystematik/Inhaltsübersicht

Lithographie von Emil Stumpp


Recherche nach »Karl Schönherr« im Handschriften, Nachlässe- und Autographen-Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek (HANNA)

Betreuerkontakt

Andrea Hipfinger

Übersicht der AutorInnen

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last update 26.08.2010