Über das Bildarchiv
Die grafische Sammlung umfasst heute mehr als 600.000 Objekte, Druckgrafiken, historische Fotografien, Aquarelle, Zeichnungen und Kunstobjekte, sowie das Archiv der ehemaligen „k. u. k. Familien-Fideikommissbibliothek“. Sie enthält Personenporträts, Darstellungen historischer Ereignisse, Landschafts- und Städtebilder, Gebäudeansichten, Pflanzen- und Tierabbildungen und landeskundliche Darstellungen aus allen Teilen Europas und des historischen Österreich. Bedeutende Werkgruppen sind die ca. 22.000 Kunstblätter umfassende Sammlung des Schweizer Physiognomen Johann Caspar Lavater (1741–1801), eine umfangreiche Sammlung botanischer und zoologischer Blätter, sowie über 600 Porträtminiaturen, die größtenteils Mitglieder des Kaiserhauses zeigen. Den umfangreichsten Bestand bildet die Porträtsammlung mit ca. 200.000 druckgrafischen Porträts bedeutender Personen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart.
Die ehemalige „k. u. k. Familien-Fideikommissbibliothek“ umfasst an die 116.000 Bände. Sie verdankt ihren Ursprung der Bücherliebe und Sammelleidenschaft von Kaiser Franz I. und beinhaltet Werke der Literatur, Geschichte, Technik, Naturwissenschaft, Geografie und Philosophie. In seinem Testament vom 1. März 1835 verfügte Kaiser Franz I., dass seine Privatbibliothek fortan ein „Primogenitur-Fideikommiss“ für seine männlichen Nachkommen bilden sollte. Am 24. August 1849 unterfertigte Kaiser Franz Joseph I. ein Dokument, das sämtliche Werke der kaiserlichen Privatbibliothek zu einem unveräußerlichen Fideikommiss für die männlichen Nachkommen Kaiser Franz I. nach dem Recht der Erstgeburt erklärt. 1921 wurde die Fideikommissbibliothek in das Eigentum der Republik überführt und der Nationalbibliothek angegliedert.
Zu den bedeutendsten Beständen des Bildarchivs zählen heute der Nachlass Madame d’Ora (20er Jahre), der Nachlass Lucca Chmel, das Archiv des Bildjournalisten Harry Weber und die frühesten Farbplatten des Kunstfotografen Heinrich Kühn. Durch Erwerbung von Nachlässen und ausgesuchten Werkgruppen bedeutender Fotografen und Fotografinnen wird der Bestand des Bildarchivs kontinuierlich erweitert und aktualisiert. Der Themenbereich der Sammelobjekte des Bildarchivs – großteils Negativplatten und Originalabzüge – ist breit gestreut und hat naturgemäß einen starken Österreichbezug. Schwerpunkte sind Porträts, die Atelierfotografie, Reisefotografie sowie die Dokumentation von Architektur und Reportage in der Zeit von 1870 bis 1970. Wichtige Werke aus der Frühzeit der Fotografie fanden bereits Aufnahme in die kaiserliche Familien-Fideikommissbibliothek. Eine markante Bestandserweiterung bedeutete die Überführung und die Eingliederung der „Negativsammlung des Österreichischen Lichtbild- und Filmdienstes“ (ÖLFD) und der „Österreichischen Lichtbildstelle“ (LST) in das neu gegründete Bildarchiv der Nationalbibliothek im Jahre 1939. Etwa eine Million fotografischer Negative aus den historischen Archiven des Bildarchivs und die neu erworbenen Nachlässe bedeutender österreichischer FotografInnen machen das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek zur größten Dokumentationsstelle historischer und zeitgenössischer Fotografie in Österreich.
Kupferstich, C. Schütz
Porträtminiaturen
Autochrom, H. Kühn
SW-Fotografie, H. Weber