Auslandsaustriaca
Die Beschaffung und Dokumentation von Auslandsaustriaca, also ausländischen Publikationen die Österreich oder Österreicher betreffen - bildet ein zentrales Sammelgebiet der Österreichischen Nationalbibliothek, wie dies auch in der Bibliotheksordnung als Aufgabe explizit festgelegt ist:
"...2. Sammlung und Archivierung der im Ausland erschienen Publikationen österreichischer AutorInnen sowie solcher, die ÖsterreicherInnen bzw. das österreichische Geistes- und Kulturschaffen betreffen und darüber hinaus ausländischer Publikationen mit Schwerpunkt im Bereich der Geisteswissenschaften."
Der Begriff Austriaca ist nicht exakt zu definieren. Gesammelt werden jedenfalls alle Werke, die das Territorium der heutigen Republik Österreich betreffen, und zwar ohne zeitliche Einschränkung einer Zugehörigkeit zu Österreich. Gleichzustellen wäre das deutschsprachige Gebiet Südtirols. ... Mit Rücksicht auf die häufigen Änderungen der Staatsgrenzen, die vielen Völker, die unter dem Haus Österreich vereint waren und die spätere nationale und territoriale Selbstständigkeit, werden jene Werke, welche die staatliche Struktur, die Gemeinsamkeit der Geschichte und die Vielfalt der Kultur- und Geistesströmungen betreffen, einzuschließen sein.
Darüber hinaus ist das eigenständige Fortleben österreichischer Kultur zu beachten und zu sammeln (Prager Kreis, Psychoanalyse, usw.). Gebiete, die nur durch die Person des Herrschers, der dem Hause Habsburg angehörte, mit Österreich in Verbindung standen, sind insofern als Austriaca zu werten, als die Beziehung zu Österreich und der Einfluß durch oder auf Österreich Gegenstand der Darstellung ist.
Ebenfalls werden selbstverständlich im Ausland erschienene Werke von Österreichern gesammelt. Wer im Sinne der vorliegenden Auffassung der Auslandsaustriaca als Österreicher zu gelten hat, ist, unabhängig von der tatsächlichen Staatszugehörigkeit, zu überlegen.
Personen, die im Dienste Österreichs gewirkt haben, ebenso wie jene, die im jeweiligen Österreich geboren wurden, hier längere Zeit gelebt und österreichisches Kultur- und Geistesleben im Ausland getragen haben, werden unter diesen Austriaca-Begriff zu subsumieren sein (Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Friedrich Hebbel, Heinrich Laube, Claus Peymann - um nur einige Beispiele zu nennen).
Aus budgetären und platztechnischen Gründen werden Übersetzungen nur in Auswahl und gleichlautende Auflagen von Auslandsaustriaca weitgehend nicht gesammelt, wohl aber in der Österreichischen Bibliographie, Reihe C, dokumentiert. Hier fließen sowohl die aufgestellten Auslandsaustriaca (mit Angabe der Signatur) als auch die dokumentierten, nicht angeschafften Titel ein. Eine Ausnahme wird bei der "Schönen Literatur" gemacht. Hier bemüht sich die Erwerbungsabteilung, alle erreichbaren Übersetzungen von österreichischen Autoren (ohne Mehrfachauflagen) in größtmöglicher Konsequenz anzuschaffen.
Der Begriff des "Austriacums" mißt sich im Rahmen der Sammelrichtlinien der Österreichischen Nationalbibliothek auch am altösterreichischen Vorgängerstaat, soferne seine verschie¬denen Teile noch eine kulturelle Wirkung auf das heutige Österreich erkennen lassen. Unter Austriaca in weiterem Sinne werden daher auch Werke verstanden, die im Raum der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie erscheinen oder über diesen Raum handeln. Hier ist in vielen Fällen auszuwählen und abzuwägen, welche Werke - auch im Rahmen der übrigen Sammelgebiete - anzuschaffen sind.